Lebenslauf
Der "Weinflaschenstöpselfabrikantensohn" (Thomas Bernhard) wurde am 27. 12. 1896 in Rheinhessen geboren. Seine Eltern waren Besitzer einer Fabrik für Weinkapseln. Ob Bernhard allerdings bei der Berufswahl seines Protagonisten seines und Großvaters Protege im Kopf hatte, ist noch unerforscht. Vielleicht war es das Verklärende in Zuckmayers Biographie seiner Herkunft gegenüber, das Bernhard zu der satirischen Verwendung trieb. Tatsache ist, daß Zuckmayer - wie Bernhard- ihre Autobiographien künstlerisch verfremdeten, jedoch die entscheidenden Emotionen dieser Phasen, so exakt wie fühlbar, unverfälscht vermittelten.
Als Zuckmayer vier Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Mainz, das infolge der oftmaligen französischen Besatzungen offen für demokratische Ideen war und politisch Denkende und Handelnde anzog. Doch bis zum Arbeiter - und Soldatenrat Zuckmayer, dem Schriftsteller, war es noch weit. Im Unpolitischen aufgewachsen, behütet und mit sagenumwoben Interessen, spiegelte er dies zum Beispiel in seinen Überlegungen bezüglich von Mensch und Natur wider. Nach dem Abitur begann er zu studieren, wobei seine Interessen von Philosophie bis zur Nationalökonomie reichten. Desgleichen verriet sein Denken doch auch das Außer -Acht - Lassen des Politischen. Im Gegensatz zu etwa Anders oder Jungk, führte es nicht zum Engagement, abgesehen von einem revolutionären Intermezzo 1918. Dieses ist allerdings auch als Anti-Reaktion seiner 1914 erfolgten Meldung als Kriegsfreiwilliger zu sehen. Er war als Leutnant an der Westfront, als 1917 in der "Aktion" von Franz Pfemfert seine ersten Beiträge erschienen. 1919 arbeitete er an der "Tribüne" mit, 1920 wurde sein erstes Drama "Kreuzweg" in Berlin uraufgefloppt. Zuckmayers Erfolge begannen sich erst nach dessen Abwendung vom Expressionismus und dessen Hinwendung zum bäuerlichen Drama, zur Komödie, abzuzeichnen. "Der fröhliche Weinberg", (1925), der erste Erfolg, wurde von der Satire des "Hauptmanns von Köpenick" bei Weitem übertroffen. Gleichwie ihm der negative Duktus vieler Autobiographen der eigenen Kindheit gegenüber fehlte, so sang er das Hohe Lied der Schulstrenge als positive Grundlage seines Lebens und sah sie als Geschenk. Auch wenn er die Härte später auch als Leidquelle definierte, blieb er im Positiven, das aus seiner sozialreligiösen Ethik erwuchs.
In diesem pathetisch anmutenden Stück wurde schon der Drang zum Einfachen, zum Volksstück, sichtbar. Das in der Tradition der Schaubudenschmieren stehende Denken, das in der Aufklärung zu eben jener erweitert und verwandt wurde, erfuhr im Neo-Absolutismus seine bisherige Hochblüte durch Autoren wie Raimund oder Nestroy, um diese als Beispiel zu nehmen. In diesen Zeiten der Umwälzung fand bei vielen AutorInnen eine Rückwendung zu den ewigen Chimären des Ursprungs statt, welche zum Beispiel in Horvaths Werken oder auch in Hofmannsthals "Jedermann" nachgezeichnet ist. In diese Tradition der Moderne, der Regression, stellte sich auch Zuckmayer, welcher er bis zu seinem Tode 1977, trotz oder auch wegen des "Teufels und seinen Generälen", in der Schweiz treu blieb. Neben seinen wichtigen Einflusses auf das Volksstück ist auch die Förderung Gottfried Freumbichlers sowie dessen Enkel Thomas Bernhards hervorzuheben. Erstgenannter brachte einen auf Bauernbodenblut basierenden Roman zu austrofaschistischen Staatspreisehren, der Zweite galt als einer der produktivsten Dramatiker deutscher Zunge auf die Bühne, welcher die Moderne überwand und kulminierte.
Zuckmayers Erinnerungen verraten den Differenzierenden und überzeugten Deutschen, welcher selbst in der Emigration, das Hitlersche Verbrecherregime verurteilend, seine Herkunft und deren Selbstverständnis verteidigte. So fand Zuckmayer auch nichts dabei, von Deutschland nach Österreich zu emigrieren, wo er sich in unmittelbarer Nachbarschaft des "Original-Ochs von Lerchenau" Richard Mayrs in Henndorf ein Haus erstanden hatte.
Nichtsdestotrotz war Zuckmayer einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller Als Mitarbeiter und Zeitgenosse von Brecht, Piscator u.a. vermochte er gleichfalls dramaturgische Akzente zu erarbeiten. Er war u.a. österreichischer Staatspreisträger (1960) geworden und wurde bei der Remigration 1963 gefeiert wie Wenige. Doch das Ideal des natürlich - immanenten Humanismus blieb aufgrund dieses Ausgangsdenkfehlers notwendigerweise bloß ein Fixstern im Zuckmayerschen Ideenhimmel.
1925 Heirat mit Alice v. Herdan