Lebenslauf
Johann Wolfgang von Goethe war ein Dichtergenie; kein anderer schuf eine ganze Epoche vom Sturm und Drang bis zur Romantik. Ein Gesamtwerk unvergleichlicher Fülle und Vielfalt: Lyriker, Naturwissenschaftler und -forscher, Kunst-, Literatur- und Theaterkritiker, Erzähler, Zeichner, Dramatiker und Liebhaber.
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt/Main als Sohn eines Juristen geboren. Goethe hatte 4 Geschwister, zu der einzig das Kindesalter überlebenden Schwester Cornelia verband ihn zeitlebens ein enges Verhältnis.
Aufgrund der gebildeten Eltern erhielt Goethe eine sehr gute Ausbildung; zum großen Teil übernahm der Vater die Schulbildung gemeinsam mit einem Hauslehrer.
Die ersten literarischen Versuche unternahm Goethe bereits als 5jähriger, als er von seiner Großmutter ein Puppentheater geschenkt bekam und für diese Bühne seine ersten Stücke schrieb und inszenierte. Auch die musikalische und sportliche Ausbildung wurde von den Eltern großgeschrieben. Die umfangreiche Bibliothek des Vaters animierte Goethe früh zum Lesen; so lernte er bereits als Kind das Volksbuch vom Dr. Faust kennen. Die ersten Kontakte zu wirklichen Schauspielern bekam Goethe durch einen französischen Offizier, der während des Siebenjährigen Krieges im Elternhaus mitsamt einer Schauspieltruppe einquartiert war.
1765 begann Goethe auf Weisung des Vaters das Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig. Jedoch interessierten ihn die musischen Fächer mehr, so dass er das Jurastudium bald vernachlässigte. Er genoss das freie Leben ohne die Eltern und war viel in Restaurants (Auerbachs Keller) und Theatern unterwegs. Hier entstanden auch erste Gedichtsammlungen "Annette" und "Neue Lieder", geprägt von Schwärmereien zum weiblichen Geschlecht.
1768 litt Goethe höchstwahrscheinlich an Tuberkulose, die ihn zurück ins Elternhaus trieb. Während der langen Genesung studierte Goethe den Pietismus und beschäftigte sich mit mystischen und alchemistischen Schriften, die er später in "Faust" verwandte. Des Weiteren entstand das erste Lustspiel "Mitschuldigen" und "Die Laune des Verliebten".
1770 ging Goethe nach Straßburg und beendete hier 1771 das Jurastudium. Zurück in Frankfurt begann für Goethe die Sturm und Drang Zeit. Er eröffnete eine Anwaltskanzlei, die er wegen mangelndem Arbeitseifer 4 Jahre später wieder aufgab. Goethe wandte sich verstärkt der Dichtung zu und wirkte an der Frankfurter Gelehrten Zeitung mit, die den Beginn seines Schaffens markiert.
1772 absolvierte Goethe ein Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar. Dort verliebte er sich in Charlotte Buff, die Verlobte eines Bekannten. Diese Liebe endete in Entsagung und wurde von Goethe 1774 in dem Briefroman ?Die Leiden des jungen Werther? literarisch verarbeitet.
1773 verfasste Goethe das Drama "Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernern Hand, dramatisiert", welches nach Überarbeitung zu "Götz von Berlichingen" wurde. Diese Stück brach mit allen bestehenden Regeln der Dramaturgie und wurde im Selbstverlag veröffentlicht. In den folgenden 2 Jahren entstanden einige Hymnen, wie "Ganymed" und "Prometheus". Des Weiteren entstanden die ersten Fassungen von "Urfaust", "Prometheus" und "Mahomet". Hierbei haben die Werke Shakespeares einen großen Einfluss.
1775 folgt Goethe dem Ruf des Herzogs Karl-August von Weimar und wirkt für diesen als Minister für Finanzen, Bergbau- und Militärwesen sowie später auch das Theater- und Bildungswesen. In demselben Jahr verlobte sich Goethe mit der Bankierstochter Lili Schönemann. Nur 6 Monate später wurde die Verlobung wegen Goethes Zweifeln aufgelöst.
Obwohl der Staatsdienst für Goethe sehr ungewohnt war und er große Schwierigkeiten mit dem Reglement und dem hohen Arbeitsaufkommen hatte, brachte der Dienst jedoch auch Standeserhöhungen wie der Titel des Geheimrats und der erbliche Adel. Der Staatsdienst ließ ihm wenig Zeit für die Dichtung, so entstanden hier erste Fassungen des "Egmont" sowie einige der bekanntesten Gedichte: "Erlkönig", "Wandrers Nachtlied" und Liebesgedichte für die Hofdame Charlotte von Stein, die ihm zeitlebens eine mütterliche Freundin war.
Der Staatsdienst ist verbunden mit vielen Reisen, die Goethe u.a. nach Karlsbad führen. Um dem höfischen Zwang für eine Zeitlang zu entgehen, begibt sich Goethe im Jahr 1786 für eine 2jährige Bildungsreise nach Italien. In Rom fühlt er sich sehr wohl und pflegt Freundschaften zu Malern, Architekten und Freunden der schönen Künste. So gehören der Maler Tischbein, Angelika Kauffmann und weitere zu seinem Umgang. Auch beginnt Goethe zu zeichnen, entscheidet sich dann jedoch schnell für die Dichtung. In Italien vollendet er ?Egmont?, bringt die bereits geschriebene ?Iphigenie? in Versform und setzt den ?Tasso? fort. Italien bringt eine große Veränderung mit sich, Goethe wird sinnlicher, er kann seinen menschlichen und kulturellen Sehnsüchten folgen; literarisch lässt sich dies in den ?Römischen Elegien? nachvollziehen. Diese stehen für den Beginn der Beziehung zu Christiane Vulpius, mit der Goethe ein Kind zeugt und sie 1808 ehelicht.
Im Sommer 1788 kehrt Goethe nach Weimar zurück. Auf eigenen Wunsch hat er dann nur noch die Leitung der künstlerischen Anstalten des Herzogtums inne, von allen anderen Pflichten wird er entbunden.
Im gleichen Jahr lernt Goethe Friedrich Schiller kennen, mit dem ihm nach anfänglichen Schwierigkeiten zeitlebens eine enge Freundschaft verbindet. Auf Goethes Empfehlung erhält Schiller in Weimar eine Professur, im Gegenzug ermöglicht Schiller Goethe, an seiner Zeitschrift, den ?Horen? mitzuwirken. Die gemeinsame Arbeit bildete den Höhepunkt ? der erst später so genannten ? Weimarer Klassik; insbesondere die literaturtheoretischen Erörterungen und die gemeinsame Theaterarbeit prägten beide. So vollendete Goethe 1794 den Bildungsroman ?Wilhelm Meisters Lehrjahre? und philosophiert mit Schiller in zahlreichen Briefen über ? Die ästhetische Erziehung des Menschen?. Es entstanden zahlreiche Balladen, so ?Der Zauberlehrling?, Die Braut von Korinth? und ?Legende?. Aufgrund der engen Verbundenheit zu Schiller vergaß Goethe hierüber jedoch andere Weggefährten wie Schlegel und Fichte.
Goethe beginnt, in seinen Werken den harmonischen Ausgleich der sinnlichen und seelischen Kräfte der Menschen zu konzipieren. Aufgrund des neuen Stils haben viele seiner Bewunderer große Probleme mit den neuen Werken wie ?Reineke Fuchs? und ?Der Bürgergeneral?. Auch ?Faust, ein Fragment? und der vollendete ?Tasso? finden nicht den erhofften Anklang.
Die Französische Revolution unterstützt Goethe nicht und er verbietet seinem Sohn, an den Freiheitskämpfen teilzunehmen. Zwar ist er ein Bewunderer Napoleons, jedoch verabscheut er Krieg und Blutvergießen.
1790 unternimmt Goethe eine zweite Italienreise, die ihn diesmal sehr zur Natur hinführt. Der ohnehin schon naturwissenschaftlich Interessierte nimmt die Natur Italiens begeistert auf und verarbeitet seine Eindrücke in der ?Metamorphose der Pflanze?. Sein Publikum hatte für die Ausführungen und Untersuchungen jedoch kein Verständnis.
1791 bis 1817 übernahm die Goethe die Leitung des Hoftheaters und entwickelte dieses zur Musterbühne.
1797 konnte Goethe mit ?Herrmann und Dorothea? endlich an seinen Erfolg des ?Werthers? anschließen. Der Tod Schillers 1805 hinterließ bei Goethe eine große Lücke, die er mit großem Schreibdrang zu füllen versuchte. Er beschäftigte sich mit den Romantikern und schrieb 1806 unter deren Einfluss und als Verarbeitung einer unglücklichen Schwärmerei zu Minna Herzlieb seinen letzten Roman ?Die Wahlverwandtschaften?. Auch den ersten Teil des Faust vollendete er 1809. In demselben Jahr begann Goethe, seine Autobiographie zu schreiben. Die ?Farbenlehre? eine Auseinandersetzung mit der Wirkung und Zusammensetzung der Farbe, wurde ebenfalls vollendet. Aufgrund der Fremdherrschaft wurde bei Goethe ein großes Interesse an fremden Kulturen erweckt und er öffnete sich dem Nahen Orient. Unter dem Einfluß der persischen Dichtung entstanden ? West-östliche Divan? und viele Verse wie ?Nachtigall und Rose? und ?Wein und Liebe?. Mit Hilfe von Bettina Brentano vollendet Goethe ?Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit?. Bei einer Rhein-Main-Reise lernt Goethe das Ehepaar Willemer kennen und verliebt sich in die Ehefrau Marianne. Sie wurde zur Muse und Partnerin in der Dichtung. Einige Gedichte aus ? West-östliche Divan? sollen von ihr selbst stammen.
In Karlsbad lernt Goethe Beethoven kennen, welcher einige Gedicht vertont. 1816 stirbt Goethes Frau; ein Jahr später übergibt Goethe die Leitung des Hoftheaters in die Hände seines Sohnes und der Schwiegertochter.
Während überall die Kriegswirren herrschten, ordnete Goethe seine Papiere. Daraus entstanden 1817 ?Geschichte meines botanischen Studiums? sowie bis 1824 eine Schriftenreihe ?Zur Naturwissenschaft überhaupt?.
Bis ins hohe Alter blieb Goethe seiner Leidenschaft für schöne und junge Frauen treu und verarbeitete diese Liebeleien in seinen Werken. 1823 erkrankte er an einer Herzbeutelentzündung, blieb geistig aber topfit und hielt um die Hand der 19jährigen Ulrike von Levetzow an. Als diese ihn jedoch zurückwies, verarbeitete er dies in der ?Marienbader Elegie?. Von da an war nur noch Marienbad sein Kurort.
Goethe kam zur Ruhe und widmete sich der Fortsetzung seiner Biographie und dem zweiten Teil des Faust. Nach dem Tod des Sohnes vollendete er ?Faust II? 1830. Eine Vielfalt an Motiven, mythische, historische und biographische Bezüge und Gestaltungsformen. Ein Werk mit vielen Interpretationsmöglichkeiten und doch lautet die Quintessenz doch immer: Wer immer sich strebend bemüht, / Den können wir erlösen.
1832 stirbt Goethe an einem Herzinfarkt. Seine umstrittenen letzten Worte ?Mehr Licht? beruhen auf einer Überlieferung seines Arztes. Goethe wurde in der Weimarer Fürstengruft neben Schiller beigesetzt.