Die Serie der freistehenden Skulpturen setzt Kiesewetters Bildsprache und das Formenrepertoire der früheren Arbeiten fort. Waren seine früheren freistehenden Skulpturen in ihrem Wechselspiel zwischen Innen und Außen, Offen und Geschlossen oft als konstruktiv(istisch) kubistisch rezipiert, so kombiniert der Künstler nunmehr jedoch geschlossene, „monolithischere“ Formen quasi organisch miteinander. Auch im Einsatz von Farbe vollzieht sich ein Wandel: legte sich vormals die monochrome Farbe wie ein Mantel verbindend über die einzelnen Teil der Skulptur, so unterzieht er die Werke diesmal einer geradezu gestisch anmutenden Bemalung. Gleichzeitig dient die nur vermeintlich beiläufige Farbgebung dazu, einige Formen hervorzuheben, andere zu unterminieren, was die Physis der Gesamtskulptur unterstreicht.
Seit vergangenem Jahr produziert Thomas Kiesewetter auch Wandskulpturen. Im Gegensatz zu der Wucht und Körperlichkeit der freistehenden Skulpturen bieten sie eine Art skulpturale Momentaufnahme, die sich den Aspekten von Innen und Außen, Fläche und Form komplex annimmt. Kiesewetter versteht diese Arbeiten nicht als Reliefs, sie stellen also keine Zwischenstation auf dem Weg vom Bild zur Skulptur dar, sondern offerieren dem Betrachter einen definierten Fokus.
Kleine, detaillierte Skulpturen bilden die dritte Werkgruppe in der Ausstellung. Ihre Materialität erlaubt und bedingt eine spielerischere und offenere Herangehensweise, die den Skulpturen eine charmante „kammerspielhafte“ Leichtigkeit verleiht. Die Nieten, Übergänge und Verschraubungen, die Spuren also der manuellen Bearbeitung des Metalls bleiben aber auch bei diesen skulpturalen Gebilden stets sichtbar.