Simon Patrick Mullan (*1981) und Michael Dekker (*1983) gehören zu den Künstlern, die sich einer klaren Spartenzuordnung widersetzen, die Gattungen gleichwohl reflektieren und in ihren kreativen Möglichkeiten bis an die Grenzen ausschöpfen. Mullan bezeichnet sich als experimentellen Bild- und Raumgestalter, Dekker spricht bei seinem Werk von Rauminterventionen. Beide Positionen verbinden die formale Fragestellung mit gesellschaftspolitisch relevanten Inhalten, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich in vordergründiger, eindeutiger Lesbarkeit zu erklären.
Für den Dialog der beiden Künstler wurden Arbeiten ausgesucht, die beide Fragestellungen am Phänomen der (verführerischen) Oberfläche durchspielen. Mullans Textilcollagen aus ikonographischen MA-1 Jacken von Alpha Industries transformieren die Problematik der Identitätsfindung durch die Aneignung von ästhetischen und soziologischen Codes. Die auswechselbare Uniform bietet unterschiedliche n (Sub-) Kulturen den Anschein von Individualität, um sie im gleichen Moment aufzulösen. Aber auch hier gilt, dass jede Oberfläche eine Rückseite und jede Form einen Inhalt hat: Die Rückseite von Mullans Collagen leuchten in Orange. Das nach außen gewendete Innenfutter soll Sicherheit im Notfall bieten.
Auch Dekker weiß um die Ambivalenz der Form. Der Tony Cragg-Meisterschüler wählt die geradezu klassisch-abstrakte Skulptur, um Fragen der Architektur und Tektonik zu transformieren. So wie Mullan dekonstruiert und erneut konstruiert, fragmentiert auch Decker die räumlichen Kontexte, um sie in verfremdeten Volumina neu zu erfinden. Antike Strukturen, kathedrale Anklänge verbiegen sich mit shoppingmalls und Arkaden zu rasanten Autobahnen. Die Schwerkraft ist aufgehoben und alle funkelt verführerisch und kostbar in poliertem Edelmetall.