28.04.2012 - 16.06.2012
Bei Monika Baers malerischem Werk hat man bei aller Heterogenität und Diversität mit jeder neuen Ausstellung das Gefühl, einem nicht nur für alle an heutigen Malereidiskussionen Interessierten verbindlichen Langzeitexperiment jenseits linearer Berechenbarkeit beizuwohnen. Baers Unterhandlungen zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Bild und Nichtbild, zwischen der Evokation narzisstisch-identifizierender oder Identifikation verhindernder Betrachtungshaltungen befeuern heute eines der wenigen künstlerischen Projekte, die dem Paradox einer "gemalten Malereikritik" noch kräftige, neue Impulse abgewinnen.
In ihren neuen Bildern lagern die figurativen Elemente - Ziegelwand, Wandfläche, Kette, Schlüsselloch - am Rande eines Schmugglerpfads über die Grenze zur Abstraktion. Sehr auffällig ist eine größere Varianz von Schichten und Oberflächen, von der massig pastosen Malweise in den schwarzen Bildern über die irgendwie fieberhaft und dünn wirkende, sich runzelnde, wellende und öffnende Farbhaut der fleischfarbenen Bilder bis zu den mit tatsächlich bildkonstituierenden Bearbeitungsspuren vermischten Abreibungen, Cracqueluren und "nicht malerischen" Übermalungen der kadmiumroten Ziegelwandbilder. Eine besondere, Visualität thematisierende Stellung haben die (gemalten) Schlüssellöcher und die ("eingemalten") Spiegel, die ebenfalls, aber auf andere Weise wie Löcher sind. Sie binden einen neben den haptischen Impulsen zu Identifikation bzw. Desidentifikation mit dem Haut- und Fleischartigen der Bilder in ein optisches Wechselschema ein, bei dem die Bildrückseite, der Raum hinter dem Bild, der Bildgrund als eigenständige Konstrukte höchst ökonomisch ins Bewusstsein gerufen werden. Der in divergierende Richtungen weisende Ausstellungstitel "Return of the Rear" muss bei allem, nicht nur kühl kalkulierten Spiel mit dem körperlich Abjekten keine "Wiederkehr des Verdrängten" zu meinen - einen großen Anteil hat die topologische "Rückseite" des Gemäldes. Zentral für die neuen Bilder ist das Interesse an einer Raumlehre der Betrachter-Identifizierung im Verhältnis zum gemalten Bild. Mehr denn je sind sie als Analogien einer nicht mehr primär am Tafelbild, sondern an einem erweiterten Bildraum orientierten, physischen Körper- und Selbstwahrnehmung entwickelt. Sieht man "durch" die Schlüsselloch-Chirurgie an der paradox geworden "Bildfläche" - aus der Perspektive des Bildes selbst nämlich - nach innen und nach außen, in den Körper, in den Himmel, in die Haut, so sind auch die Spiegel zum Beispiel auf einem der neuen grauen Bilder so gesetzt, dass man zwar sie, doch nur mit Verrenkungen sich selbst sehen kann.