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Galerie Boisserée


Drususgasse 7-11
50667 Köln
Tel.: 0221 257 85 19
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 10.00-18.00 Uhr
Sa 11.00-15.00 Uhr
u.n.V.

Boisserée goes Pop

06.05.2015 - 20.06.2015

"Before I was shot, I always thought that I was more half-there than all-there – I always suspected that I was watching TV instead of living life. Right when I was being shot and ever since, I knew that I was watching television. The channels switch, but it’s all television."
Andy Warhol
Vom 06.05. – 13.06. 2015 zeigt die Galerie Boisserée in ihrer Ausstellung BOISSERÉE GOES POP vor allem Arbeiten der amerikanischen Pop Art Künstler Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Robert Indiana und Tom Wesselmann, des Weiteren einige Arbeiten der englischen Pop Art Künstler Richard Hamilton, Patrick Caulfied und David Hockney sowie in deren Nachfolge Arbeiten von Patrick Hughes und Julian Opie.
Coca Cola, Pepsi Cola, Marlboro, Brillo, Kellogg’s Cornflakes, Heinz Tomato Ketchup, Ford – die Warenwelt von damals ist uns immer noch vertraut. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung stieg auch die Kaufkraft in den westlichen Industrienationen, und die Werbebranche entwickelte sich zu einer finanzstarken Industrie. Dabei wurden nicht nur Produkte beworben, sondern auch der damit verbundene Lifestyle. Man vermarktete Emotionen und Wunschbilder. Wer dazu gehören wollte, musste konsumieren. Da viele der späteren Pop Art-Künstler vor ihrem Durchbruch bezeichnenderweise als Werbegrafiker, Reklamemaler oder Schaufenstergestalter arbeiteten, wussten sie um die Qualitäten populärer Sujets und die Möglichkeiten ihrer visuellen Darstellung. Konsequent verbanden sie Alltag und Kunst, durchschauten die Sehnsüchte und den Konsumtrieb der Menschen und die Macht der Medien.
Pop Art spiegelte das Lebensgefühl einer Epoche. Sie verbreitete sich über den gesamten Globus und stellte das konservative Kunstverständnis erneut auf den Kopf. Dem zunehmenden Hype um Produkte und Design, dem zunehmenden Warenfetischischmus setzten die Künstler ihre Auseinandersetzung mit den Chiffren und Symbolen ihrer Zeit entgegen. Einerseits griffen Sie triviale Motive auf, banale Alltagsformen, Bildformen der Konsumgesellschaft, kommerzielle Typographie, andererseits spiegeln die Arbeiten die kritische und ironische Auseinandersetzung mit der Konsumkultur, der Verwundbarkeit dieser scheinbar, perfekten, kalkulierten Wohlstandsgesellschaft, verweisen auf Probleme wie Kriege, Rassentrennung, Vereinsamung in den Großstädten, steigenden Drogenkonsum, mangelnde Individualität in der Massengesellschaft, den Starkult des Hollywoodkinos.
Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Arbeiten Andy Warhols. Zu sehen sind u.a. die kompletten Folgen der 4 "Beethoven"-Farbvarianten sowie des Kölner Doms. Des Weiteren der "African Elephant" und der "Orangutan", aus dem Portfolio "Endangered Species" von 1983, der Farbsiebdruck "Vesuvius" von 1985 sowie ein blauer "Truck" aus der gleichnamigen Serie und ein gelber "Electric Chair".
Schon zu Lebzeiten war Andy Warhol eine Legende. Er verkörperte den Star neuen Typs und war ein Virtuose der Selbstinszenierung. 1962 entstanden die ersten Serien mit "Campbells Suppendosen" und "Coca Cola Flaschen" sowie Siebdrucke mit dem Motiv der Dollarnoten, des Weiteren u.a. Porträts berühmter Persönlichkeiten und Selbstporträts. Aber kaum eines dieser Porträts entspricht den klassischen Vorbildern und Ansprüchen an das Thema. Sie sind vielmehr Werke der Inszenierung.
Roy Lichtenstein entwickelte bei seinen Kunstwerken eine Schwäche für den Archetyp schöner Frauen. Die in der Ausstellung gezeigte großformatige Arbeit "Reflections on Conversation" von 1990 lässt sich seinen sentimentalen Frauenbildern zuordnen. Die beiden Arbeiten aus dem Mappenwerk "La Nouvelle Chute de l’Amerique (The New Fall of America)" mit Gedichten von Allen Ginsberg stammen aus dem Jahr 1992.
Robert Indianas "LOVE" zählt zu den bekanntesten Motiven der amerikanischen Pop-Art. Ursprünglich als Weihnachtskarte vom Museum of Modern Art in New York in Auftrag gegeben, avancierte die Darstellung zur Ikone 1960er Jahre. Inhaltlich reicht "LOVE" zurück in Indianas Kindheit, die geprägt war von der im 19. Jahrhundert von Mary Baker Eddy gegründeten "Christian-Science-Lehre". "God is Love" steht in jeder Kirche geschrieben. Diese besonders spezifische Form der amerikanischen Spiritualität, die Teil des besonders amerikanischen Milieus ist und letztlich die Quelle von "LOVE" wurde, hatte der Künstler in seiner Bedeutung immer unterstrichen. In der Ausstellung sind u.a. sowohl das komplette Mappenwerk "The Book of Love" mit 12 Gedichten und 12 farbigen Siebdrucken von 1996 zu sehen, als auch die vierteilige Arbeit "Four Panel Love", einer Folge von 4 Farbsiebdrucken von 1972.
Tom Wesselmanns Leitmotiv wurden Stillleben und weibliche Akte in sexueller Provokation. Die Serie der "American Nudes" datiert seit 1961. Akte oder auch nur Gesichter sind in Schlafzimmer oder Badezimmerinterieurs zu sehen. Kennzeichnend für seine Akte ist die verheißende Pose der Frauen, die sich genauso ungeniert anzubieten scheinen wie Dosenbier und Cornflakes. Sie bestehen in der Regel nur aus fleischfarben angelegten Körpersilhouetten, dem knallroten Kussmund, Brustwarzen, weißen Zähnen, plakativ eingesetzten Geschlechtsmerkmalen. Bei der in der Ausstellung zu sehende Arbeit "Embossed Nude # 1" handelt es sich um ein frühes (1965) serielles Unikat in einer Auflage von 27 Exemplaren.

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