Zum dritten Mal zeigt die Galerie Boisserée eine umfassende Einzelausstellung des 1891 in Brühl geborenen Künstlers, der zu den Gründern und führenden Malern der Pariser Surrealistengruppe zählt. Neben fünf Skulpturen, zwei Multiples sowie 16 Papierarbeiten (darunter fünf "Frottagen") beinhaltet die Ausstellung eine umfangreiche Sammlung von über 100 Beispielen aus dem graphischen Œuvre. Unter den Papierarbeiten befinden sich zwei reizvolle frühe Collagen aus dem Jahr 1932 (Kat. Nr. 1, 2) sowie aus den 1960er Jahren, darunter die kleinformatige Arbeit "Der Schlangenschwan in der Hundehütte", Kat. Nr. 6) sowie mehrere kleinformatige "Frottagen" (darunter "Vegetaux sous la lune" von 1966, Kat. Nr. 12). Glanzstücke sind eine Collage (mit Tapete und Spielkarten) aus dem Jahr 1966 (Kat. Nr. 10) und die zwei Jahre später entstandene "Buste d’oiseau" (Vogelbüste, Kat. 13). Eine Attraktion unter den Bronzeskulpturen ist die über 2 m hohe Einzelfigur aus "Lehrkörper für eine Schule der Totschläger", "Séraphin le néophyte" (Seraphin der Neuling), die erst nach dem Tode von Max Ernst von Dorothea Tanning nach dem 1967 in Sandstein geschlagenen Modell gegossen worden ist (Kat. Nr. 69). Vielen bekannt, da ein weiterer Guss im Kontext des gesamten Ensembles von drei Skulpturen vor dem Max Ernst Museum in Brühl steht. Neben einem grün patinierten Guss der gesuchten Bronze "Janus" aus dem Jahr 1974 findet der Besucher zwei kleine, an Schachfiguren erinnernde Bronzeskulpturen: "La reine, le fou et le cheval" von 1952 (Kat. Nr. 37) und "Roi, reine et fou" von 1929/30 (Kat. Nr. 22). Obwohl inzwischen Arbeiten aus dem malerischen Werk bis zu siebenstellige Preise erzielen, führt das graphische Œuvre von Max Ernst preislich immer noch ein Schattendasein. Das von Werner Spies 1975 herausgegebene Werkverzeichnis der originalgraphischen Arbeiten von Max Ernst verzeichnet 252 Positionen in einer beachtlichen Vielfalt. Gerade bei der Graphik zeigt sich immer wieder die große Experimentierfreude des Künstlers, der es liebte, seine Radierungen nachträglich von Hand zu überarbeiten, indem er sie zusätzlich mit Kreide oder Aquarellfarben kolorierte (z.B. Kat. Nr. 67, 70, 73, 74, 86, 93), Collageelemente einklebte (z.B. Kat. Nr. 85, 109) oder seine Radierungen zunächst als Versuch in verschiedenen Farbvarianten druckte, bevor er sich auf eine endgültige Version für die Auflage festlegte (z.B. Kat. Nr. 27, 58-60, 108).
Absolute Raritäten sind das aus der frühen dadaistischen Bewegung stammende komplette Mappenwerk "FIAT MODES pereat ars" von 1919 (unmittelbar aus dem Nachlass des Künstlers, Kat. Nr. 20) sowie vier der seltenen Radierungen von 1953 aus der Serie "Das Schnabelpaar" (Kat. Nr. 38-41). Ebenso findet der Besucher mit Radierungen illustrierte Bücher, darunter eine Vorzugsausgabe von Jaques Prevert’s Buch "Les chiens ont soif", welche neben drei Farbradierungen eine sehr reizvolle Frottage auf grauem Papier beinhaltet (Kat. Nr. 8), das Buch "Galapagos" von Antonin Artaud (Kat. Nr. 42) oder das komplette Mappenwerk "Oiseaux en peril" mit 8 Gedichten seiner letzten Frau Dorothea Tanning, zu denen Max Ernst ein Jahr vor seinem Tod acht großformatige Farbradierungen als Illustrationen schuf (Kat. Nr. 109).