23.01.2008 - 15.03.2008
Wahrnehmung von Illusion und Wirklichkeit ist ein Hauptthema seiner Kunst. Als Maler des Paradoxen hat sich der englische Künstler Patrick Hughes, 1939 in Birmingham geboren, einen internationalen Ruf geschaffen.
Seine gemalten Reliefs sind "sich bewegende" Bilder, die die umgekehrte Perspektive ("Reverspective") als Mittel einsetzen. In illusionistischen Kompositionen konfrontiert er den Betrachter mit dem Spiel sich ständig verändernder Perspektiven. Die bevorzugten Motive seiner Gemälde und Multiples sind Architekturansichten, wobei eine Vorliebe für Gemäldegalerien und Kombinationen von Türen und Landschaftsansichten zu erkennen ist. "Türen können Geheimnisse preisgeben und verbergen."
"Da meine Türen perspektivisch gemacht und gemalt sind, wodurch die Dinge auf natürliche Weise zu verschwinden scheinen, wenn sie weiter entfernt sind, verwirren sie uns. Und da sie so konstruiert sind, dass die Außenseite nach innen und die Innenseite nach außen gekehrt ist, nimmt der Betrachter sie so wahr, als würden sie sich bewegen. Wenn Sie sich nach rechts bewegen, scheinen sie sich nach links zu bewegen und sich zu öffnen und geben den Blick auf die Natur frei, und wenn Sie sich nach links bewegen, schließen sie sich und verstellen die Sicht."
Frontal betrachtet, vermitteln die Arbeiten zunächst den Eindruck einer flachen Oberfläche. Sobald der Betrachter seine Position nur leicht verändert, verstärkt der reliefartige Bildgrund den Eindruck der Raumtiefe auf eine rational nicht mehr nachvollziehbare Weise.
Die Oberflächen seiner Unikate und Multiples sind parallele Dreiecke, deren Spitzen dem Betrachter zugewandt sind. Die desorientierende Wirkung seiner 3-D-Gemälde erzielt Patrick Hughes, indem er die in der Darstellung am weitesten entfernten Motive auf die dem Betrachter zugewandten Spitzen der Dreiecke malt. Wird die räumliche Situation falsch eingeschätzt, kommt es zu Wahrnehmungsirritationen. Der falsch gesehene Körper scheint sich mit dem vorbeigehenden Betrachter zu bewegen. (Da unser perspektivisches Sehen sehr stark ausgeprägt ist, sind wir (fast) nicht in der Lage, die räumliche Anordnung richtig zu sehen.)
Die Umkehrung der herkömmlichen Perspektive soll dem Betrachter zeigen, wie festgefahren unsere Sehgewohnheiten sind - die perspektivische Prägung des Menschen ist so stark, dass sie alle anderen Raumerfahrungen negiert. Sie soll überraschen, irritieren und anregen, nachzudenken; das Bewusstsein für Raum und Bewegung sensibilisieren.
"Meine Kunst basiert auf dem Verständnis der Arbeitsweisen des wahrnehmenden Verstandes. Es wird immer offensichtlicher, dass der Verstand wahrnimmt, indem er ein vielschichtiges Bündel aktiver Annahmen einsetzt und das ‚Bild auf der RetinaÂ’ weniger von einer zentralen Intelligenz entschlüsselt wird. Ich hoffe, dass meine Arbeiten Beispiele dafür sind, wie wir sehen."
Was ist ein Bild, wie wird es wahrgenommen, wie hängen Wirklichkeit und unsere Vorstellung von ihr miteinander zusammen, sind Patrick HughesÂ’ zentrale Themen. Seine Mittel und Methoden erscheinen paradox und sind dabei dennoch von bestechender Konsequenz.
Wissen ersetzt nicht das Sehen: Wir sehen die Täuschung auch dann noch, wenn wir sie bereits erkannt haben. Und selbst bei wiederholter Betrachtung sieht man sie immer wieder mit Erstaunen: die Irritation der Wahrnehmung. So zeigt sich denn, dass die Faszination am Ungewissen und der Irritation ungebrochen ist.