Jean-Michel Fauquet schuf als Autodidakt in den letzten dreißig Jahren ein komplexes Werk, das angesiedelt ist im Bereich des Fotografischen, der Malerei und der Skulptur. Die Skulpturen sind immer auch Motive für fotografischen Arbeiten. Bei seinen nächtlichen Streifzügen sammelt er Kartonagen, die in seinem Atelier zu archaisch anmutenden Skulpturen verarbeitet werden. Wie fremdartige Fetische inszeniert Fauquet diese dann für seine SW-Fotografien. Daneben treten Landschaft und Portrait. Er verwendet einfache Platten-oder Rollfilmkameras. Die Enge seines Ateliers erlaubt nur begrenzte technische Hilfsmittel. Die langen Belichtungszeiten bei schwacher Beleuchtung schaffen ein Chiaroscuro, das ebenso an barocke Malerei wie an den Film Noir erinnert. Die Wirkung dieser fotografischen Bildsprache verstärkt Fauquet häufig durch lasierende Übermalungen mit Ölfarben. Im verunklärenden Licht der Bilder bleiben Größe und Materialität der abgebildeten Objekte unbestimmt. Auch in seinen Landschaften und inszenierten Portraits werden spezifische Merkmale zugunsten einer nahezu archetypischen Bildwelt eliminiert. Der Künstler schafft so einen eigenen Kosmos, dessen Faszination sich der Betrachter schwerlich entziehen kann.
Museumsausstellungen wie Le Grand Séparateur, Rencontres Photographiques d'Arles, 2013, machten seine Werke in den letzten Jahren einer größeren Öffentlichkeit zugänglich. Seine Arbeiten befinden sich in wichtigen Sammlungen wie dem Musée National d'Art Moderne, Paris und der Sammlung Francois Pinault, Paris. Ab März 2014 ist eine große Übersicht seiner Arbeiten im Maison Européenne de la Photographie in Paris zu sehen. Jean-Michel Fauquet wurde 1950 in Lourdes geboren und lebt und arbeitet in Paris.
Parallel zu Jean-Michel Fauquet zeigen wir im Projektraum erstmals eine Serie Schwarzweiß-Fotografien des polnischen Künstlers Andrzej Pilichowski-Ragno.
Andrzej Pilichowski-Ragno wurde 1967 in Rom geboren und lebt und arbeitet in Krakau. Seit 2012 ist Andrzej Pilichowski-Ragno Professor für Fotografie an der Krakow University of Technology.
Sein Medium ist ebenfalls die Schwarzweissfotografie. Anders als Fauquet, der den Blick nach innen richtet, findet Pilichowski seine Motive in der Stadt. Ihm geht es aber nicht um das Dokumentarische oder um geographische Verortungen. Ihn interessieren vielmehr die sich im urbanen Leben ergebenden atmosphärisch aufgeladenen Momente, die nicht selten surreale Qualität erreichen.