Es beginnt mit einer simplen Idee: Massive Würfel aus Ton, einen halben Meter hoch. Bosco Sodis neue Skulpturen, zu hohen Säulen geschichtete Würfel aus gebranntem Ton, die vom 7. Juli bis 27. August in der Berliner Galerie EIGEN + ART zu sehen sind, können in dieser Dimension eigentlich gar nicht funktionieren. Beim Brennen müssten sie explodieren, zu groß ist die Kraft, die dabei im Material – Sand, Erde und Wasser – in Verbindung mit extremer Hitze freigesetzt wird.
Bosco Sodi ließ sich nicht beirren und begann sein Experiment. In seinem Atelier an der mexikanischen Pazifikküste arbeitete er mehrere Monate lang an der Kreation der Kuben, von der Vorbereitung und Zusammensetzung des Materials über das Schichten und Formen bis zum Trocknen und Brennen der Würfel. Er experimentierte mit verschiedenem Brennmaterial wie Kokosschalen oder Holz und beobachtete die Auswirkungen auf Form, Oberfläche und Farbe. Selbst der Ofen, in dem die Kuben 24 Stunden lang gebrannt werden, wurde speziell für diesen Zweck aus Tonziegeln gemauert, dem Prinzip folgend, nach dem Menschen seit mehreren tausend Jahren mit Keramik arbeiten.
Am Ende steht die ideale Form: ein symmetrischer Würfel mit sechs gleich großen Seiten, wie er in der Natur nicht existiert und nur Menschen ihn schaffen können, jedoch aus ganz und gar organischen Stoffen, entstanden durch das Zusammenwirken aller vier Elemente. Jeder Würfel trägt die Spuren des Arbeitsprozesses, hat mal mehr, mal weniger Risse, die Ecken sind leicht verzogen, die Farbtöne changierend, je nach dem, welches Material im Brennprozess verwendet wurde. Jeder erzählt die Geschichte seiner Entstehung.
Bosco Sodis Arbeit ist eng verwoben mit dem japanischen Konzept des wabi sabi. Nach dieser ästhetischen Philosophie liegt die Schönheit nicht im äußeren Glanz, sondern im „Unperfekten", in der Schlichtheit, der Patina und in den feinen Rissen in der Oberfläche eines vollkommenen Bildes.