04.09.2010 - 23.10.2010
Der 1971 in Leonberg bei Stuttgart geborene Tim Eitel zählt auch international zu den profiliertesten deutschen Malern seiner Generation. Bekannt wurde er durch farbig-helle Gemälde von Landschaften und Museumsräumen, bestückt mit Menschen, die meist ganz auf sich selbst konzentriert sind. Aktuelle Szenarien von der Beziehungslosigkeit zwischenmenschlicher Verhältnisse. Bereits in dieser hellen Periode steht Tim Eitel in der Tradition einer Moderne, deren Thema der vereinsamte, desorientierte Mensch ist.
Diese pessimistische Grundstimmung, die in seinen frühen Arbeiten nicht immer erkannt wurde, hat Eitel seit 2008 zu dunklen Bilder verdichtet, deren Themen sprichwörtlich auf der Straße liegen: Obdachlose, der Müll, Menschen, deren einziges zu Hause ein Pappkarton ist - erstmals im März 2008 in der renommierten Kunsthalle Tübingen zu sehen.
Diesem Themenbereich ist der Künstler, der unlängst nach Paris übergesiedelt ist, auf der Spur geblieben. So entstanden Gemälde einer faszinierenden Dunkelheit, mit denen ab und an das Bildpersonal so sehr verschmilzt, dass Eitels Figuration beinahe zur abstrakten Farbfeldmalerei gerät. Viele Motive hat er in Paris gefunden - und im nahen St. Denis, wo er sein Atelier hat. St. Denis, wo Frankreichs Königsfamilien begraben sind, ist ein zentraler Ort schwarzafrikanischer Einwanderer und anderer Emigranten. Ein Mädchen, dem er oft auf dem Weg ins Atelier begegnet, hat Eitel mit dem von einem Schirm geschützten Bruder gemalt. Gewiss, man ahnt hier ein Elend, doch Eitel ist kein Ankläger sozialer Zustände, er reflektiert seine Erfahrungswelten.
Ein zentrales Werk der Ausstellung der Galerie EIGEN+ART ist jenes grau-schwarze Rätsel-Bild, in dem fünf Personen aus einer undefinierbaren Tiefe über Treppen auf ein ebenso undefinierbares Plateau steigen. Eine bizarre Szenerie, die das am Bildrand spielende Kind kaum wahrzunehmen scheint.
Die Malerei von Tim Eitel ist makellos. Sie steht ganz in der künstlerischen Tradition einer Moderne, die sachlich und distanziert sein wollte, um so die Wirklichkeit um so genauer künstlerisch zu erfassen.