09.07.2008 - 01.08.2008
Bin ich ein Mensch? So scheint sich Woyzeck zu fragen: Und warum behandelt man mich dann wie ein Versuchstier? Seit einem Vierteljahr nichts als Erbsen! Gleich wird die Welt wanken, der Blick des Mannes auf Judith Samens Fotografie taumeln wie in ihrem Videoloop „Mutter Natur & Ich“. Dort droht eine Figur aus dem Gleichgewicht zu geraten. Doch am Ende bleibt die Ursache des Ungleichgewichts zwischen Mensch und Natur unklar. Alles nur eine Frage des Umgangs bzw. der Perspektive?
Die fotografischen Inszenierungen von Judith Samen geben Hoffnung und gleichzeitig Nachdenklichkeit mit auf den Weg. In ihren neuesten C-Prints auf Alu-Dibond behandelt die 1970 geborene Künstlerin, die auch Biologie studiert hat, das enge Verhältnis von Kreatur und Umwelt. Wechselseitige Abhängigkeiten und Rollenbilder werden in den Raum gestellt. Vor monochromem Hintergrund entfaltet sie ihre Porträts, die vom Suchen und Finden der Identität handeln.
Nichts ist so, wie es scheint. Am wenigsten der Mensch. Bei Judith Samen wirkt er authentisch und doch ausgeliefert an sein Schicksal wie Büchners Soldat und Barbier. Dass der Mensch frei sei, sich in ihm die Individualität zur Freiheit verkläre, glaubt die Künstlerin genauso wenig wie der Dichter, der vom „grässlichen Fatalismus der Geschichte“ spricht. So inszeniert sie von vornherein, stets auf der Suche nach der Einstellung, die der Wahrheit des Seins am nächsten kommt.
