"Zero in the Mirror" ist eine offensichtliche Anspielung auf die belebende künstlerische Atmosphäre, die die Gruppe Zero in den Siebziger Jahren begründete, und auf den Einsatz des Spiegels als Ausdruckselement durch Christian Megert und Nanda Vigo, beide anerkannte Vertreter der Bewegung, in deren heutigen Arbeiten dem Spiegel als Ausdrucksmittel noch immer eine besondere Rolle zukommt.
Tatsächlich haben sich Christian Megert und Nanda Vigo ganz unabhängig voneinander - der eine in Deutschland, die andere in Italien - in ihrer reifen künstlerischen Tätigkeit den Eigenschaften des Spiegels und seiner Konnotationen angenommen: Reflexion, Transparenz, Licht, Fragmentierung des Bildes und Symmetrie sind nur einige der physikalischen, mit dem Spiegel in Verbindung stehenden Phänomene, die metaphorische oder sogar ethische Dimensionen erreichen können, denkt man an die vitalistische Aufforderung der Gruppe Zero - die einzige Konstante der Gruppe im Rahmen ihrer vielfältigen Aktivitäten - die Lebensweise durch eine neue Vision auf die Welt und umgekehrt zu verändern. Megert und Vigo haben diese Aufforderung aufgenommen, weiter gedacht und in ihren Arbeiten von damals bis heute umgesetzt. Auf dieser "Mission" haben sie mit dem Spiegel und seinen zahllosen Möglichkeiten experimentiert und dazu beigetragen, spiegelnde Flächen zu einer gewohnten und akzeptierten Präsenz in der internationalen zeitgenössischen Kunst werden zu lassen. Dabei standen sie natürlich nicht allein. Aber innerhalb der "Galaxie Zero" waren sie diejenigen, die diese Art "Virtualität" und "Vervielfältigung", die der Spiegel ermöglicht, als erste für sich entdeckt haben, und damit den libertären Ansichten der Gruppe entsprachen, die stets zwischen Aktion und Wahrnehmung, Werk und Handeln oszillierten.
Das Publikum wird in den zwei Ausstellungen Gelegenheit haben, die verschiedenen Strategien zu vergleichen, mit denen Megert und Vigo das Mittel des Spiegels eingesetzt haben. Im Werdegang beider Künstler können die Unterschiede im Umgang mit der Figur des Spiegels in ihrer langen Karriere beobachtet werden, zeigen die Ausstellungen doch die ersten Arbeiten in den heroischen und stoischen 60er Jahren bis heute, um insbesondere die 70er Jahre zu beleuchten, die als theoretische und praktische Reflexion zu den Idealen und ideologischen Überzeugungen, die man im vorhergehenden Jahrzehnt hegte, sicherlich einer Neubewertung bedürfen.