Wie ist es, als Junge geboren zu werden, der eigentlich ein Mädchen werden sollte? Wie ist es, in die Unterschicht, ins Prekariat, in die Klasse von Arbeitern, Handwerkern, Bauern und ungelernten Fabrikarbeiterinnen Mitte der 60er Jahre in der westdeutschen Provinz hineingeboren zu werden? Wie ist es, diesen vorgezeichneten tradierten Weg verlassen zu wollen und mit dem Wunsch und der Hilfe von Literatur, Theater und Kunst die Herkunft aus der man kommt hinter sich zu lassen, um in eine andere Klasse, die einem fremd anmutet "aufzusteigen"? Es ist ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen. Es heißt, man benötigt vier Generationen, um die Klasse zu wechseln. Der Film KLASSENKAMPF thematisiert die Klassenpolitik und erzählt ganz subjektiv anhand der Biographie des Regisseurs das Porträt einer sozialen Herkunft und stellt nebenbei stellvertretend und exemplarisch für viele, die aus den unteren Schichten der Gesellschaft stammen die Klassenfrage. (Unter wortgewaltiger Unterstützung von Didier Eribon, Annie Ernaux u.a. - über allem schwebend und einflüsternd der Gottvater des experimentellen Kinos Jean-Luc Godard.) Klassenkampf ist ein Film dazwischen, ein dreckiger Hybrid, ein Film zwischen dokumentarischem Exkurs und inszenierten Spielereien, als Thesenfilm in einer filmischen, narrativen Intervention. (Quelle: Verleih)