Es kommt über den Hügel mit weit ausgebreiteten Armen - ein riesiges Ungetüm bewegt sich wie von Geisterhand geführt über den Ackerboden. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Landwirtschaftliche Produktion - rein auf Effektivität getrimmt. Gigantische Maschinen ersetzen menschliche Arbeitskraft. Wer noch von ländlicher Idylle träumen mag, der wird den neuen Dokumentarfilm von Timo Großpietsch als Entdeckung erleben. Timo Großpietsch entführt den Zuschauer in langen, elegischen Einstellungen in eine ländliche Welt fern jeder Landlustromantik. Mit seiner ruhigen Kameraführung seziert er die ausufernden Dimensionen der Produktionsstätten: kilometerlange Gewächshäuser, tausende Setzlinge, von Roboterhänden gepflanzt, endlose Reihen von geheimnisvollen Brutschränken und überall autonome Transportfahrzeuge. Dies alles ist ein fast unheimliches Szenario - verstörende Bilder einer Wachstumsgesellschaft, in der sich die Landwirtschaft radikal verändern musste, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Einblicke in die geradezu gespenstische Anonymität der Moderne kontrastiert Großpietsch mit kleinen Ausflügen in die traditionelle Welt des Landlebens: ausgelassen beim Schützenfest, verkleidet beim Hexentanz, geruhsam beim Kegelabend. Für diese spannende filmische Dekonstruktion hat der Jazzpianist der NDR-Bigband, Vladyslav Sendecki, einen außergewöhnlichen, soghaften Soundtrack komponiert und eingespielt. Die eindringliche Filmmusik, zusammen mit der intensiven filmischen Sequenzen, bringt den Zuschauer an die Schmerzgrenze - optisch wie akustisch. Sie bringt ihn aber auch, was wichtiger ist, zu neuen Erkenntnissen. (Quelle: Verleih)