Auch wenn die Einführung der Reformation 1525 und der Tod Albrecht Dürers 1528 zwei deutliche Zäsuren im Nürnberger Kunstleben bedeuteten, war die Glanzzeit der Reichsstadt damit noch lange nicht beendet.
So zählt Peter Flötner (ca. 1490–1546) zu den bedeutendsten und vielseitigsten Künstlern der Generation nach Dürer. Der gelernte Bildschnitzer fertigte Kleinplastiken, Plaketten und Medaillen. Zudem schuf er wohl in Zusammenarbeit mit dem Goldschmied Melchior Baier das kostbarste Exponat der Ausstellung: einen kunstvollen Pokal für die Familie Holzschuher. Flötner war zudem ein ebenso talentierter wie geistreicher Zeichner und Druckgraphiker. Er gestaltete Buchillustrationen, Flugblätter und sogar ein Kartenspiel. Schließlich entwarf er für alle Arten von Kunsthandwerk und gehört dadurch zu den prägenden Meistern der Renaissance – nicht nur in Nürnberg. Trotzdem steht Flötner bis heute im Schatten des großen Genies Dürer; und die letzte – und einzige – Schau zu Flötner ist nun schon über 60 Jahre her.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die originalen Handzeichnungen Peter Flötners aus dem Bestand der Graphischen Sammlung der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, die bei diesem Projekt Kooperationspartner und Hauptleihgeber ist. Sie stammen aus dem Besitz der Markgrafen von Ansbach und könnten sogar ehemals zum Nachlass des Künstlers gehört haben.
Im Ausstellungsschwerpunkt Albrecht-Dürer-Haus sind die Zeichnungen Flötners zu sehen, darunter geistreiche Bibelillustrationen sowie kunstvolle Entwürfe für das Kunsthandwerk. Hinzu kommen Druckgraphiken, Plaketten u. a. aus Beständen des Germanischen Nationalmuseums. Doch hat die Ausstellung noch zwei weitere Stationen: Das Museum Tucherschloss widmet sich mit dem in wesentlichen Teilen rekonstruierten Hirsvogelsaal Flötners Schaffen als Meister für kunstreiche Innenausstattungen. Das Stadtmuseum Fembohaus diskutiert am Beispiel von Apollobrunnen und Kaiserthron die Frage nach Flötner als Entwerfer und Modelleur.
Die Ausstellung möchte das faszinierende Werk des vielseitigen Bildhauers, Entwerfers und Illustrators wieder ins Interesse rücken. Der begleitende, reich bebilderte Katalog enthält daher nicht nur zahlreiche Essays und Erläuterungen zu allen ausgestellten Objekten, sondern auch zu Werken des Meisters, die nicht ausgeliehen werden konnten.