Sébastien Bourdon war ein vielseitiger und erfolgreicher Maler des französischen Barock, den schon Joachim von Sandrart lobte. Zum Kernbestand der Alten Pinakothek gehört sein frühes Meisterwerk: das Gemälde »Ein römischer Kalkofen«, wohl um 1637 in Rom entstanden. Nur scheinbar realistisch stellt es dem Betrachter ein alltägliches Sujet vor Augen. In Reichweite römischer Monumente wird Kalk gebrannt und verkauft. Bettler und Tagelöhner ruhen oder vertreiben sich die Zeit mit Spielen. Doch kann man sich wirklich, wie hier zu sehen, unbeschadet auf gebranntem Kalk niederlegen? Vor einiger Zeit kamen Zweifel daran auf, ob überhaupt eine Kalkbrennerei dargestellt sei – sind sie berechtigt? Wie verhält sich Bourdons Genrebild zur historischen Wirklichkeit? Die Ausstellung sucht nach Antworten. Bilder von Vorläufern und Zeitgenossen sowie weitere Werke des Künstlers – darunter ausgesuchte Leihgaben – laden zum Vergleich ein und sollen Anregungen, Bezüge und Besonderheiten ebenso verdeutlichen wie den Ort dieses ungewöhnlichen Bildes im Œuvre seines Meisters.