21.02.2007 - 06.05.2007
Immer wenn Politiker in der Öffentlichkeit auftreten, versammeln sich zahlreiche Journalisten mit Filmkameras, Fotoapparaten und Mikrofonen um sie und versuchen, einen wesentlichen Satz oder eine aussagekräftige Aufnahme einzufangen. Eine in mehrfacher Hinsicht schwierige Aufgabe, denn an solchen Orten herrscht oft ein raues Klima, die zur Verfügung stehende Zeit ist knapp bemessen und politischer Journalismus bietet kaum visuelle Attraktivität oder anregende Hintergründe für spannende Bilder.
Dennoch gelingt es Fotografen immer wieder, aus vergleichsweise spröden Zutaten anregende und aussagekräftige Fotografien zu generieren. Beispiele für derartige Lichtblicke bietet das Berliner Fotografenpaar Nicole Maskus und Michael Trippel. Obgleich Michael Trippel erst 2000 und eigentlich per Zufall zum politischen Journalismus kam, zählen seine hintergründigen Reportagen und entlarvenden Politikerportraits zum Besten, was dieses Metier derzeit bietet. Nicole Maskus, die sich ihre fotografische Routine u.a. bei der dpa in Bonn erworben hat, lotet gekonnt aus, welche Möglichkeiten die jeweiligen Situationen neben dem rein beschreibenden Moment bieten. Beide Fotografen sind erfahren genug, um zu wissen, dass Politjournalismus mindestens zwei Blickwinkel hat und es sich hier um eine hoch sensible Angelegenheit handelt. Ohne einen klar definierten Ehrenkodex wird man nicht lange überleben. Deshalb gehen die beiden zwar oft an den Rand des Machbaren, überschreiten dabei aber nicht die Grenzen des Anstands, was bedeutet, dass visuelle Satire erlaubt ist, Diffamierung oder hinterhältige Bloßstellung jedoch nicht. Besonders dann, wenn sie mit Politikern reisen und sehr persönliche Augenblicke erleben, wird genau abgewogen, ob die Kamera in bestimmten Momenten ausgelöst werden sollte oder nicht.
Die Ausstellung Drunter und drüber - Politische Momente präsentiert, was alles in den selbst gesetzten Grenzen möglich ist. In einem vielschichtigen Bogen breiten Nicole Maskus und Michael Trippel ein spannendes Potpourri des pointierten, politischen Journalismus aus und zeigen dabei die Leere hinter dem äußerlichen Glanz, die entlarvende Wahrheit hinter den Bildern. Auf den Fotografien sind nicht nur Momente des politischen Alltags zu betrachten, sondern auch solche Situationen, die sich dem Betrachter oft entziehen, weil sie am Rande des Geschehens stattfinden, und dennoch eine verblüffend politisch-relevante Aussage besitzen.
Nicole Maskus, geb. 1969, ist ausgebildete Fotografin, volontierte bei der dpa in Bonn und arbeitet seit 1995 als freie Fotojournalistin.
Michael Trippel, geb. 1964, studierte Fotografie an der Fachhochschule Dortmund, arbeitet seit 1991 als freier Journalist und ist seit 1999 Mitglied der Agentur Ostkreuz.
Beide veröffentlichen ihre Einzelbilder und Reportagen u.a. im Stern und Spiegel und erhielten für ihre Bilder diverse Auszeichnungen; darunter beim Wettbewerb Rückblende erste Preise in den Jahren 1999, 2002 und 2003.
