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Jan Kubícek (1927-2013). Ein tschechischer Konstruktivist

01.02.2015 - 15.03.2015

Jan Kubíček (1927-2013) gehört zu den herausragenden Künstlern der konstruktiv-konkreten Kunst in Prag. Diese Stilrichtung war in der ehemaligen ČSSR nicht sonderlich verbreitet. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – wurden ihre Vertreter schon in den sechziger Jahren auch im westlichen Ausland registriert. Zdenek Sykora, Karel Malich, Hugo Demartini oder Milos Urbasek bildeten keine zusammenhängende Künstler-Gruppe, fühlten sich aber gemeinsam einer konstruktiven Ästhetik verpflichtet. Ausstellungen blieben selten, denn das kulturpolitische Umfeld war der abstrakten Kunst nicht gewogen und ein Markt, von dem diese Künstler ihren Lebensunterhalt hätten erwirtschaften können, existierte nicht. Die Künstler, die offiziell nicht anerkannt waren, arbeiteten als Illustratoren – wie Kubíček für Kinderbücher – oder als Gebäudeausstatter. Erst in der Folge der „samtenen Revolution“ und der Öffnung des Landes wurde für sie der westliche Markt zugänglich und boten sich vermehrt auch Ausstellungsmöglichkeiten.
Jan Kubíček wurde 1927 in der Kleinstadt Kolin, etwa achtzig Kilometer von Prag entfernt, geboren. Nach dem Gymnasium studierte er an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag und kam dabei mit dem unter jungen Künstlern dominierenden Stil des Informel in Kontakt. Er schöpfte die Möglichkeiten der informellen Grafik aus, fotografierte abstrakte Strukturen und beschäftigte sich mit Typografie. Infolge der prekären finanziellen Verhältnisse entstanden in den fünfziger und der ersten Hälfte der sechziger Jahre vorwiegend Papier-Arbeiten. Um existieren zu können, arbeitete Kubíček als Buchgestalter für Kinderbücher und entwickelte dabei zahlreiche grafische Systeme, die schon auf seine spätere Entwicklung als konstruktiver Künstler hinweisen. Gegen Mitte der sechziger Jahre löste sich Kubíček vom Stil des Prager Informel und gelangte über die grafische Form einzelner Buchstaben zu einer systematischen Formsprache, die er von nun an konsequent entwickelte.
In den ersten Phasen seiner konstruktivistischen Malerei verwendete Kubíček die optischen Signale der von ihm so genannten „Stadt-Folklore“: geometrische Figurationen wie Kreis, Dreieck und farbige Streifen. Mit dem Buchstaben L, dessen besondere grafische Möglichkeiten er in großen Serien systematisch untersucht, beginnt sein konstruktivistisches Hauptwerk. Für eine lange Periode spielen Strukturuntersuchungen auf der Basis des Quadrates und der Farben Rot und Blau eine herausragende Rolle. Immer aber kehrt er zu schwarz-weißen Lösungen zurück, in denen die Konstruktionsprinzipien eines Bildes besonders klar hervortreten.
Seit Beginn der achtziger Jahre arbeitet Jan Kubíček mit dem Kreis als einer neuen Grundform, die er in seinen Zeichnungen genau untersucht und zur Dynamisierung der Form nutzt. Dabei verlässt er nie die Grundlagen der konstruktiven Kunst. Alle Bilder sind entweder systematisch geteilte Kreise, oder Kreiselemente, die durch Achsen disloziert werden. Kubíček hat mit dieser Form den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht und findet einen sehr persönlichen Stil innerhalb der systematisch-konkreten Kunst, der ihm auch international Anerkennung einträgt. Bis zu seinem Tode 2013 bleibt er bei der Kreisform als dem Basis-Element seiner Malerei.

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