02.01.2010 - 19.03.2010
Vor einem Fenster im Erdgeschoss, zwischen Landschaftsgemälden des 19. Jahrhunderts ist ein Videoloop zu sehen. Der Monitor steht auf einem Sockel, auf dessen Vorder- und Seitenflächen drei Textzeilen zu lesen sind: / gleichzeitig / ich sehe die Entfernung / und erinnere die Nähe / . Das Video zeigt nebeneinandergestellt zwei Aufnahmen des Georgengartens, vom gleichen Standort aufgenommen, doch in jeweils entgegengesetzter Blickrichtung. Im Park kann man diese Ansichten nicht gleichzeitig wahrnehmen. Die linke Hälfte bewegt sich langsam, unter Bäumen vorbei, die Wiese durchschreitend, geradeaus in die Tiefe, wo nach kurzer Weile das Blumengartenhaus zu sehen ist. Zufällige Passanten, Sonne, Wind, die Blätter fallen einzeln. Die Kamerafahrt führt zurück bis zum Anfang der virtuellen Reise. Nach kurzem Innehalten tunnelt sich nun das Pendant durch den Park in die Gegenrichtung und fokussiert den Ionischen Tempel, der im Rücken des Betrachters liegt. Die Ansichten transformieren sich jeweils durch ihre irritierende gemeinsame Präsenz, durch das Widerspiel zwischen dem ruhenden und dem sich bewegenden Bild. Annäherung und Entfernung, Erinnerung an Gesehenes und je neue Ansicht verschränken sich zu immer neuen, unbekannten Einblicken in die Gartenanlage, in das Außen und Innen der Architektur und der Bilder der Galerie. Eine in sich selbst begründete und geschlossene neue Wirklichkeit entsteht. Anna Tretter, geboren 1956 in Kirchzell/Odenwald, studierte Kunst an den Akademien in Stuttgart und München. Seit 2004 leitet die an der Universität in Kosice/Slowakei das Studio Neue Medien/Bildende Kunst. Ihre ortsbezogene Installation gehört zum Programm „Bilder.Sehen“ von Büro Otto Koch im K.I.E.Z. e.V., das Kunst der Gegenwart in Beziehung zum Georgium bringt, gefördert vom Land Sachsen-Anhalt, Lotto Sachsen-Anhalt, der Stadt Dessau-Roßlau und wurde unterstützt vom Offenen Kanal Dessau.