Der einst am Basedowschen Philanthropin in Dessau tätige Künstler war zunächst durch die Idyllen des Schweizer Maler-Poeten Salomon Gessner bekannt geworden, dessen Gouachen er kongenial in Radierungen umgesetzt hat. Mit seinem eigenen künstlerischen Schaffen ging er weit über die ausgetretenen Pfade der arkadischen Idylle des 18. Jahrhunderts hinaus. Neben seinen eindrucksvollen Baumdarstellungen – inspiriert durch die Auenlandschaft des Gartenreichs Dessau-Wörlitz – überrascht Kolbe durch die Darstellung einer sich verselbständigenden, hypertrophen Natur. Die paradiesische Welt Arkadiens taucht Kolbe in eine üppige Vegetation. In ihr leben friedliche und liebeshungrige Faune und Nymphen, aber auch kämpferisch und aggressiv eingestellte Titanen, und melancholische Frauengestalten. Den ewigen Zyklus des Werdens und Vergehens der Natur schildert er ebenso mit erotischen wie mit skurril-bedrohlichen Fantasien. Mit nahezu surrealen Szenerien weist er durch Überwindung der Schemata klassischer Landschaftsauffassungen in Richtung Moderne. // Eine neue Auswahl von 15 Radierungen zeigt einen Querschnitt des Schaffens von Carl Wilhelm Kolbe.