Die Schweiz war bis zu Beginn des 20. Jahrhun derts ein klassisches Auswanderungsland. Viele Menschen waren gezwungen aufgrund von Bevölkerungswachstum und Wirtschaftskrisen, ihre Heimat zu verlassen. Doch es gab auch andere Motive: Geschäftliche Expansion in der Textilindustrie, Abenteuerlust, Missionsabsichten, religiöse und politische Unfreiheit oder Flucht vor sozialer und räumlicher Enge.
Einige Kantone wie Bern, Wallis, Glarus, Graubünden und die Innerschweiz waren von mehreren Auswanderungswellen vor allem im 19. Jahrhundert in besonderem Masse betroffen. Das Appenzellerland war ebenfalls davon tangiert. Die Auswanderungsrate war jedoch im Vergleich geringer, wenn auch nicht minder besorgniserregend.
Für Emigrationswillige war und ist der Prozess sehr emotionsgeladen. So unterschiedlich die Lebensgeschichten von Auswanderern und Auswanderinnen auch (gewesen) sein mögen, alle heg(t)en den Wunsch nach einem glücklichen, erfolgreichen oder erfüllten Leben.
Die Ausstellung «Appenzeller Auswanderung – Von Not und Freiheit» greift ein vielschichtiges Thema auf. Besucher und Besucherinnen erhalten Einblick in Geschichte und persönliche Geschichten zur Auswanderung aus dem Appenzellerland in die weite Welt.
Die Ausstellung ist der individuellen Erfahrung eines jeden Auswanderungswilligen nachempfunden: von der Entscheidung zur Auswanderung über Abschied und Abreise in die begehrtesten Zielgebiete bis zur Einwanderung und Integration in die neue Heimat unter Wahrung der eigenen Identität.
Präsentationen historischer und zeitgenössischer Auswandererpersönlichkeiten sowohl im Appenzeller Volkskunde-Museum als auch speziell über Urnäscher im Appenzeller Brauchtumsmuseum zeugen von den persönlichen Beweggründen, von Enttäuschungen oder Erfolgen in der neuen Heimat und von abgewandelt-bewährten Traditionen, um sich ein Stück der alten Heimat zu bewahren.