Foto: August Horch Museum Zwickau Erweiterung
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August Horch Museum Zwickau

Foto: August Horch Museum Zwickau
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Foto: August Horch Museum Zwickau Erweiterung
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Audistraße 7
08058 Zwickau
Tel.: 0375 27 17 380
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Öffnungszeiten:

Di-So 9.30-17.00 Uhr

Horch– ein Audi!

25.07.2009 - 30.12.2010
Im Rahmen des offiziellen Festaktes, der am 24. Juli 2009 um 19.00 Uhr im Zwickauer August Horch Museum stattfand und zu welchem u.a. der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der Vorstandsvorsitzende der Audi AG Rupert Stadler, und der Sächsische Landtagspräsident Erich Iltgen anwesend waren, wurde die Sonderausstellung "Horch – ein Audi!" feierlich eröffnet. Sie ist bis Ende des Jahres im Museum zu bestaunen. Bei der A. Horch & Cie. Motorenwerke AG, die August Horch 1904 in Zwickau gegründet hatte, kommt es im Jahre 1909 zu Unstimmigkeiten im Vorstand und Aufsichtsrat, in deren Verlauf August Horch das Unternehmen an der Crimmitschauer Straße verläßt. Binnen kürzester Zeit gelingt es ihm so viel Kapital aufzubringen, daß er schon nach wenigen Wochen eine neue Firma gründen kann. Am 16. Juli 1909 wird die neue Firma unter dem Namen "August Horch Automobilwerke GmbH" ins Zwickauer Handelsregister eingetragen. Als seine alte Firma gegen die Verwendung des Namens wegen Verwechslungsgefahr vorging, mußte die Firmierung geändert werden. Bei der Suche nach einem neuen Namen kommt der Sohn des Gesellschafters Franz Fikentscher auf die relativ einfache, aber doch geniale Idee, die Firma "Audi" zu nennen – die lateinische Übersetzung von "Horch". Am 25. April 1910 wird der neue Name der Firma "Audi Automobilwerke mbH" ins Zwickauer Handelsregister eingetragen. Auch bei der neuen Firma bleibt August Horch seinem Leitmotiv treu: "Ich war unter allen Umständen bestrebt, nur große und gute Wagen aus erstklassigem Material zu bauen." Die junge Marke etabliert sich in kürzester Zeit, in rascher Reihenfolge werden die Modelle Audi Typ A, B, C und E auf den Markt gebracht. Auch der sportliche Erfolg bleibt nicht aus: Bei der damals härtesten Langstreckenfahrt, der österreichischen Alpenfahrt, gewinnt die Audi Mannschaft in den Jahren 1912, 1913 und 1914. Nach diesem Dreifacherfolg darf das Audi Team auch den heißbegehrten Wanderpokal mit nach Zwickau nehmen. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise hatten sich die Automobilhersteller immer mehr verschuldet. Auf Betreiben der Sächsischen Staatsbank schlossen sich dann 1932 die sächsischen Kraftfahrzeughersteller Audi, DKW, Horch und Wanderer unter dem Zeichen der vier ineinander verschlungenen Ringe zur Auto Union zusammen. Der ein Jahr später erschienene Audi Front symbolisierte das erste Fahrzeug, das die Technik aller dieser Marken vereinte: Er erhielt den Frontantrieb von DKW, den Motor von Wanderer und wurde ab 1934 bei Horch gebaut. Bedeutsam ist nicht zuletzt das erstmalige Verschmelzen des Vier-Ringe-Signets mit dem Namen Audi - ein Bild, das die Marke bis in unsere Tage prägt. Grundsätzlich erhielt in ihrer Zeit als zweitgrößter Automobilproduzent Deutschlands jede der vier Marken einen speziellen Absatzkanal zugeordnet: Audi bediente das gehobene Mittelklassesegment. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die alte Auto Union als Folge der deutschen Teilung und der Währungsreform 1948 liquidiert. Am 3. September 1949 schlug dann die Geburtsstunde der neuen Auto Union GmbH. Mit Sitz in Ingolstadt und einem großen Teil der ehemaligen Führungsmannschaft begann man zunächst, die Marke DKW zu reaktivieren. 1964 kaufte die Volkswagen AG das Werk in Ingolstadt vom vorübergehenden Eigentümer Daimler-Benz und ließ im weiteren Verlauf den Namen Audi wieder erstehen, übernahm aber das Logo der Auto Union– die vier Ringe – für die neue Marke. Den DKW-Fahrzeugen der Anfangszeit folgte 1965 ein neues Modell mit Viertaktmotor: Die Wiederauferstehung der Marke Audi war gelungen. "Vorsprung durch Technik": In diesem 1971 zum ersten Mal verwendeten Werbeslogan spiegelt sich das Selbstverständnis eines Unternehmens wider, das in der Geschichte des Automobilbaus Maßstäbe gesetzt hat. Die Marke Audi steht für zahlreiche technische Innovationen, wie die Verwendung von Aluminium als Werkstoff für das Kurbelgehäuse, die Entwicklung des Kardanantriebs und den Einsatz von hochfestem Stahl im Getriebebau. Innovationen wie diese reihen sich folgerichtig an solche aus den 1920er Jahren, als Audi mit der Einführung der Linkslenkung, der ersten Vierradbremse mit hydraulischer Unterstützung und dem weltweit ersten Luftfilter damals schon seine hohe Innovationskraft und konsequente Zukunftsorientierung bewies. "Horch! Horch! Was sagt die Konkurrenz? Au, di schimpft!" Man möchte ergänzen: "... noch heute!" Innerhalb der dieses Jahrhundertereignis würdigenden Sonderausstellung sind die folgenden Audi Fahrzeuge der Anfangsjahre und inzwischen rare Einzelstücke bis Ende des Jahres zu bewundern: Audi 22/55 PS, Typ E Phaeton, 1913 Im Jahr 1911 wurde die neue Audi Modellreihe mit den Typen B 10/28 PS, C 14/35 PS, D 18/45 PS und E 22/55 PS vorgestellt. In die Serienfertigung ging der Typ E ab 1913. Mit einem Hubraum von 5,7 Litern war er mit dem größten Motor ausgestattet, der in der Zwickauer Audi Ära je gebaut wurde. Die gesamte Baureihe B bis E zeichnete sich durch paarweise gegossene Vierzylindermotoren aus, deren Kurbelgehäuse ganz aus Leichtmetall gefertigt war. Die Triebwerke waren wechselgesteuert, wobei die Einlassventile über den Auslassventilen angeordnet waren. Gegenüber dem ersten Audi Typ A waren die Stößelstangen jetzt nach innen versetzt und gekapselt. Der Audi E wurde mit verschiedenen Radständen angeboten. Die Karosserien kamen dabei üblicherweise von verschiedenen Spezialbetrieben, da Audi keine eigene Karosseriefertigung hatte. Das ausgestellte Exponat mit der Wagen-Nummer 347 und einer Tourenwagenkarosserie von der Karosseriefabrik Reinhold Walther in Großenhain ist der zweitälteste bekannte Audi-Wagen. Er leistete jahrzehntelang als Lieferwagen einer Londoner Wäscherei seinen Dienst und ist heute im Besitz des Auto- und Technikmuseums in Sinsheim. Audi 22/55 PS, Typ E Phaeton, 1924 Nach dem ersten Weltkrieg wurde bei Audi die zivile Autoproduktion wieder aufgenommen. Man beschränkte sich dabei auf die auch vor 1914 gebautem Typen G, C und E, die einige Verbesserungen erhielten. So wurden die Wagen jetzt serienmäßig mit elektrischen Anlassern und Lichtanlagen ausgestattet. Der Mode entsprechend erhielten sie schnittige Spitzkühler und zeitgemäßere Karosserien. Eine Vierradbremse kam ab 1924 auch zum Einsatz. Der ausgestellte Wagen ist aus der letzten Serie der E 22/55 PS-Baureihe und wurde mit einer offenen Tourenwagenkarosserie von Erdmann & Rossi, Berlin Halensee, versehen. Heute ist er im Besitz der Collection Schlumpf, Mühlhausen, Frankreich. Audi 19/100 PS, Typ R "Imperator" Phaeton, 1929 Der Audi Typ R "Imperator" besaß den ersten Achtzylinder-Motor der Marke Audi und erreichte damit die symbolisch so wichtige Grenze von 100 PS. Sein Konstrukteur Heinrich Schuh war 1926 neuer Chefkonstrukteur der Zwickauer Firma geworden und hatte seine erste Neukonstruktion vor allem unter dem Gesichtspunkt höherer Wirtschaftlichkeit geschaffen. Obwohl der Wagen größer und komfortabler als sein Vorgängertyp M war, betrugen seine Herstellungskosten nur die Hälfte von diesem! Das Fahrzeug kam mit einem Dreiganggetriebe aus, was vor allem ein Zeugnis der unglaublichen Elastizität des Motors darstellt. Dessen günstigstes Drehmoment war bereits bei 1100 U/min. erreicht. Das Auto ließ sich so von 8 km/h im direkten Gang ruckfrei bis zur Höchstgeschwindigkeit beschleunigen. Der in der Sonderausstellung gezeigte Wagen ist weltweit das einzig erhalten gebliebene Exemplar dieses Typs. Die Karosserie wurde nach Originalplänen rekonstruiert. Es ist Eigentum der Audi AG. Audi 15/75 PS, Typ T "Dresden" Pullmann-Limousine, 1931 1928 übernimmt Jörgen Skafte Rasmussen die Aktienmehrheit der Audi-Werke. Bereits im Jahr zuvor hatte er aus einer amerikanischen Konkursmasse die Baurechte und Produktionsanlagen für den sogenannten Rickenbacker-Motor erworben und in sein DKW Werk in Scharfenstein verlegen lassen. Mit den dort produzierten Motoren beabsichtigte er, andere Automobilfirmen zu beliefern. Es lag daher nahe, diese Motoren auch in Automobile der Marke Audi einzubauen. 1929 erschien der Audi Typ SS mit einem Achtzylinder Rickenbacker Motor und im darauffolgenden Jahr der Audi Typ T mit einem Sechszylinder-Motor gleicher Bauart. Mit seinen beiden blattgefederten Starrachsen und der hydraulischen Vierradbremse entsprach der Wagen dem Stand der damaligen Technik. Dennoch blieb der erwartete Erfolg aus. Technische Probleme des Motors machten den Wagen sehr unzuverlässig und schadeten dem guten Ruf der Audi Wagen. Nach Gründung der Auto Union wurden 1932 die letzten Modelle der Typreihe T verkauft., die noch im gleichen Jahr von der neuen Generation der Audi Front Wagen abgelöst wurde. Der ausgestellte Wagen wurde vom ZeitHaus in der Autostadt Wolfsburg zur Verfügung gestellt. Audi 5/30 PS, Typ P Limousine, 1931 Jahrzehntelang galt dieses Automobil als verschollen. Man kannte es nur von Fotos, von den Berichten aus der Fachpresse zu Beginn der 1930er Jahre und von einem kleinen Farbprospekt im Archiv der Audi Tradition. Die Rede ist hier vom Typ P, der anlässlich der Berliner Automobilausstellung im Februar 1931 produziert wurde. Eine interessante und für die damalige Zeit der Weltwirtschaftskrise typische Entstehungsgeschichte ist mit dem Audi Typ P verbunden. Jörgen Skafte Rasmussen, Gründer der Zschopauer Motorenwerke-DKW, hatte 1928 die Aktienmehrheit der Audi Werke AG erworben. Um auch solche Kunden bedienen zu können, die sich mit den DKW Zweitaktmotoren nicht anfreunden konnte, ließ Rasmussen kurzerhand in den DKW 4=8 anstelle des V4-Zweittaktmotors einen Vierzylinder-Viertaktmotor einbauen. Der Motor stammte aus dem Peugeot 201. Dieser DKW mit Peugeot-Motor wurde dann als Audi auf den Markt gebracht. Damit hoffte man, Synergieeffekte nutzen zu können: Während sich dem DKW Werk in Berlin-Spandau eine höhere Auslastung bot, erfuhr die Marke Audi mit diesem preiswerten Modell eine den wirtschaftlich schlechten Zeiten angepasste Erweiterung der Produktpalette – und das ohne zusätzliche Entwicklungskosten. Wie auch das Schwestermodell 4=8 besaß der Audi Typ P eine selbsttragende, mit Kunstleder bezogene Holzkarosserie, eine Bauweise, die bei DKW bis Anfang der 1940er Jahre weit verbreitet war. Der hier gezeigte Wagen wurde 2003 in einer Scheune bei Ludwigsburg gefunden, stark restaurierungsbedürftig, aber weitgehen komplett und original. Die Papiere wiesen den Bürgermeister einer schwäbischen Gemeinde als letzten Besitzer aus, bevor der Wagen 1955 stillgelegt wurde und für fast ein halbes Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf verfiel. Er ist heute Eigentum der Audi AG. Audi Front 8/40 PS Typ UW Vierfenster-Kabriolett Gläser, 1934 Mit dem Zusammenschluß von Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union 1932 ergab sich insbesondere für die Marke Audi das Problem der Marktsegmentzuordnung. Sowohl Horch als auch Audi hatten sich zuvor im Luxusmarktsegment platziert, Horch jedoch mit einem ungleich größeren Erfolg. Da innerhalb der Auto Union nur Platz für eine Luxusmarke war, stand von vornherein fest, dass dieses Marktsegment der Marke Horch vorbehalten sein sollte. Die Platzierung der Marke Audi erfolgte daher im gehobenen Mittelklassebereich. Hierzu wurde ein neues Audi-Modell entwickelt, mit dem die Auto Union den bereits von DKW bekannten Frontantrieb nunmehr auch im Bereich der Mittelklasse etablierte. Um sich die Entwicklung eines neuen Motors zu sparen, kam der von Porsche entwickelte Zwei-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor des Wanderer W22 zum Einsatz, der um 180 Grad gedreht in das Zentralkasten-Fahrgestell des Audi Front eingebaut wurde. In der Audi Typennomenklatur erhielt das neue Modell die Buchstabenkennung 'U' mit dem Zusatz 'W' für Wanderer-Motor. Ab Frühjahr 1935 kam eine leistungsgesteigerte und in vielen Bereichen überarbeitete Ausführung des Audi-Front, jetzt mit dem 2,3 Liter Wanderer Sechszylindermotor (50 PS), auf den Markt. Dieser Typ 225 blieb bis 1938 im Modellprogramm der Auto Union. Der ausgestellte Wagen wurde von der Audi AG zur Verfügung gestellt.

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