15.03.2012 - 22.07.2012
Der 800. Geburtstag des Thomanerchores wird im Jahr 2012 den Höhepunkt im musikalischen und kulturellen Leben Leipzigs darstellen. Als einer der berühmtesten und ältesten Knabenchöre Deutschlands verfügt der Thomanerchor nicht nur über eine weltweite Anziehungskraft, sondern auch über eine faszinierende Geschichte.
Das Bach-Museum Leipzig zeigt eine Kabinettausstellung, die das Leben der Chorsänger und ihres berühmtesten Kantors, Johann Sebastian Bach, beleuchtet. Zahlreiche Quellen aus dem 18. Jahrhundert zeugen vom Leben der Thomaner, die zwischen vielen Verpflichtungen und einem streng geordneten Tagesablauf eine herausragende musikalische Ausbildung erhielten. Von den insgesamt 150 Schülern Thomasschülern gehörten 55 dem Thomanerchor an, und nur diese wohnten auch in der Thomasschule. Sie sangen in den Stadtkirchen, bei Beerdigungen, Hochzeiten und anderen Anlässen, probten für ihre Auftritte, erlernten Musikinstrumente und hatten ihr Schulpensum zu absolvieren. Besucher der Ausstellung erhalten Einblicke, wie es möglich war, alle diese Herausforderungen zu bewältigen. Neben Exponaten, die vom musikalischen Leben zeugen, werden die Besucher der Ausstellung auch Alltägliches erfahren, beispielsweise was auf dem Speiseplan der Thomaner stand. Thematisiert werden auch Unzulänglichkeiten, Konflikte und Ereignisse, die Bach »in Rage« brachten. Außerdem wird die berufliche Entwicklung ehemaliger Thomaner weiter verfolgt. Denn viele von ihnen profitierten nicht nur von der exzellenten Ausbildung, sondern auch von Bachs weitreichenden Kontakten und seinem Einfluss bei der Vergabe von Universitätsstipendien, Organisten- und Kantorenstellen. So wurden bedeutende kirchenmusikalische Ämter in Mitteldeutschland und darüber hinaus von Bach-Schülern besetzt. Das Leipziger Thomaskantorat hatte unter Bach eine solche Anziehungskraft, dass er zudem viele private, oft schon sehr erfahrene Schüler unterrichtete. Diese wirkten bei Bedarf zudem im Orchester oder im Chor mit. Das Funktionieren des »Netzwerkes Thomanerchor« basierte dabei sowohl auf musikalischer Spitzenklasse, als auch auf den persönlichen Kontakten, der Kreativität und dem Organisationstalent des Thomaskantors.