10.09.2010 - 05.12.2010
Am 22. November 2010 jährt sich der Geburtstag Wilhelm Friedemann Bachs (1710-1784) zum 300. Mal. Das Bach-Museum widmet dem ältesten Sohn Johann Sebastians, der ein besonders enges Verhältnis zu seinem Vater hatte, zu diesem Anlass eine Kabinettausstellung.
Wilhelm Friedemann Bach zählt zu den rätselhaftesten Figuren der Musikgeschichte. Sein Leben und Schaffen sind bis heute kaum angemessen erschlossen. Von Zeitgenossen wurde er als »der gründlichste Orgelspieler, größte Fugiste und tiefste Musikgelehrte Deutschlands« gerühmt, aber auch als der »etwas affektierte Elegant« charakterisiert.
Die Ausstellung begibt sich auf die Spur des Musikers: Als Orgelvirtuose feierte Wilhelm Friedemann schon als junger Mann Triumphe. Mit Bravour absolvierte er sein Probespiel um die Organistenstelle der Dresdner Sophienkirche, und ohne Schwierigkeiten erlangte er das Amt des Musikdirektors der Hallenser Marktkirche, wo er über fast zwei Jahrzehnte seine anspruchsvollen Kantaten sowie zahlreiche Kompositionen seines Vaters darbot. 1764 fasste er den riskanten Entschluss, ein Leben als reisender Virtuose und freier Musiker zu führen, und kündigte seine feste Stelle in Halle. Ausgedehnte Konzertreisen führten ihn nach Braunschweig, Dresden und Wien, vermutlich sogar nach Sankt Petersburg und London. Sämtliche Versuche, wieder in feste Anstellung zu gelangen, scheiterten. Wilhelm Friedemann geriet in Armut und verstummte zuletzt auch als Komponist. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Berlin: alt, ausgelaugt und verbittert. Zu seinen Zeitgenossen ging er schon früh auf Distanz, wurde finster und abweisend und zog es immer mehr vor, im Verborgenen über musikalische Delikatessen zu grübeln. Auch heute erscheint uns seine Musik verschlossen, zuweilen gar unzugänglich. Wer sich ihr und dem Komponisten nähern will, muss dies behutsam und mit Empathie tun, muss bereit sein, den kunstvollen Verschlingungen und der manchmal geradezu halsbrecherischen Virtuosität seiner Einfälle zu folgen, um dann eine Welt von schier unerschöpflicher Erfindungsgabe und verblüffendem melodischen Esprit zu entdecken.
Mit Hilfe wertvoller Leihgaben aus ganz Deutschland zeichnet die Ausstellung Wilhelm Friedemanns Lebensweg nach und gibt Einblicke in sein Werk und Wirken.