Von Oktober 2013 bis Januar 2014 wird die Sammlung zeitgenössischer Kunst von Tom Biber im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt, der Heimat des Sammlers, gezeigt. Schon als Kind besuchte er mit seinem Großvater mehrmals im Monat das Bayerische Armeemuseum und hier im Speziellen seine „Pappenheimer“ und die Kanonen im Schlosshof. Erwachsen ist die Sammlung dann hauptsächlich in München und in Berlin, wo Biber seit der Jahrtausendwende auch lebt.
Die ersten Schritte aber machte die Sammlung Ende der 80er Jahre in Graz (Steirischer Herbst, Forum Stadtpark, Manuskripte, …). Danach ging es weiter in München und dann in Köln, wo Tom Biber in den Gewässern der Galerien Nagel, Buchholz, Capitain, etc. herumschwamm. Kippenbergers Geist und seine Studenten waren die Ersten, mit denen er zu Tauchen begann.
Um 1997, als die ersten Künstler ihrer Generation wie Thomas Zipp, Dirk Bell, Anselm Reyle, Stefan Jung, Robert Lucander, etc. die Dämme der westlichen Kunstakademien durchbrachen und es sie nicht nach Köln sondern nach Berlin trieb – quasi als Vorhut für den bis heute noch immer andauernden Berlin-Hype – war die Hauptstadt die nächste und bisher letzte Station des gebürtigen Ingolstädters.
Heute umfasst die Sammlung einige hundert Werke, darunter eine Vielzahl von bedeutenden frühen Arbeiten mittlerweile international bekannter Künstler wie Dirk Bell, Cosima von Bonin, Andrè Butzer, Mark Dion, Andy Hope 1930, Hans Jörg Mayer, Jonathan Meese, Anselm Reyle, Thomas Zipp, …
Auch Vertreter der nachfolgenden Künstlergeneration wurden gesammelt, u.a. Werke und Werkgruppen von BARA (Hans Peter Thomas), Lutz Braun, Andrew Gilbert, Gotscha Gosalishvili, Gregor Hildebrandt, Franziska Hufnagel, Christina Morhardt, Bernd Ribbeck, Klaus Winichner, …
Die Sammlung wuchs nicht in gewohnter Manier in einem Spannungsbogen zwischen der art basel, der Biennale von Venedig und den permanenten Champagner-Empfängen der art society im Stehen – ihr Charakter zeigt vielmehr die Nähe Tom Bibers zu den Künstlern und die Verbundenheit mit den Bordsteinen dieser Welt, und den Drang nach Erkenntnisgewinn und einer zugegebenermaßen „schrägen“ und hoffentlich nie humorlosen Recherche in Weltangelegenheiten.
„Kunst kann wirklich Spaß machen und, wenn man mit Neugier und Offenheit nicht unbedingt nur dem schnöden Mammon hinterher rennt, ist oft ein herzhaftes Lachen der Preis den man bekommt und nicht der, der zu bezahlen ist – und Lachen ist ja bekanntermaßen gesund“, so Tom Biber.
Inhaltlich umspannt die Sammlung wohl die letzten 2500 Jahre Menschheitsgeschichte, die auf einer Bilder- und Zeitreise punktuell eingefangen wird. Die Reise streift Riten der Kelten, römisches und hellenistisches Erbe, Macht, Ohnmacht und Machtmissbrauch, Pazifismus, Zerstörung und Dekonstruktion sowie Voraus- und Rückschauen der Künstler, Tod- und Vanitas-Symbolik, …
Natürlich ist die Nähe zu Galerien wie Baudach, Buchholz, Jahn, Christine Mayer, Nagel, Neu, etc. zu erkennen. Aber Tom Biber wählt die Werke vor allem nach Themen aus, die ihn auch in Literatur, Philosophie- und Geschichtswissenschaft persönlich interessieren – mit zentralen Fragen wie: Wie konnte Deutschland in die Katastrophe des Nationalsozialismus schlittern? Wie, wann, warum und wo geschah und geschieht Politik? Wo ist die menschliche Dummheit mal wieder schier nicht zu überbieten? Kann die Menschheit endlich auch mal aus ihrer Geschichte lernen?