Sauerbruch – ein Mythos: Wie kein zweiter Arzt gilt Ferdinand Sauerbruch (1875-1951) als Inbegriff des Chirurgen. Gleichzeitig scheiden sich an ihm die Geister. Im Operationssaal gibt er alles, behandelt jeden ohne Unterschied. Als Generalarzt und Forschungsgutachter wusste er in der Zeit des Nationalsozialismus aber auch um die Praxis verbrecherischer Menschenversuche im KZ und erhob seine Stimme dagegen nicht. Wie ging das zusammen? Wer war dieser Mensch? Wie wurde er zum zwiespältigen Idol? Die Ausstellung ‚Auf Messers Schneide‘ zielt auf ‚den ganzen Sauerbruch‘. Sie folgt seinem beruflichen Werdegang aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Zeichnet seine wesentlichen Lebensstationen über Breslau, Zürich und München bis Berlin nach. Würdigt seine medizinischen Leistungen wie die Entwicklung der Unterdruckkammer für Operationen am offenen Brustkorb oder die Konstruktion aktiv beweglicher Prothesenarme. Die Ausstellung begleitet seine Auftritte auf öffentlicher Bühne und zeigt ihn als politischen Akteur. Dabei wird auch seine ambivalente Haltung zum Nationalsozialismus thematisiert. Deutlich wird, wie sein Ansehen über das Kriegsende hinauswuchs, das er operierend im Bunker der Charité-Chirurgie erlebte. Bis heute prägt seine Figur maßgeblich das Bild des ärztlichen Halbgottes in Weiß.