Das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité stellt in den Mittelpunkt seiner Dauerausstellung die Geschichte der Erforschung des menschlichen Körpers. In rund 750 Feucht- und Trockenpräparaten zeigt der zentrale Schausaal, wie Pathologen um 1900 kranke Organe - Herz und Hirn, Leber, Lunge und Niere - gesehen, festgehalten und gedeutet haben. Ein ganz und gar westlicher Blick auf und in den Organismus tritt hier zu Tage.
Mitten hinein in diesen Präparatesaal fügt sich nun die im australischen Melbourne konzipierte Ausstellung The Art of Healing (Die Kunst des Heilens). Bewusst als Intervention realisiert, eröffnen die indigenen zeitgenössischen KünstlerInnen mit ihren Werken einen gänzlich anderen Blick. Aufgewachsen und heimisch in ihren lokalen Gemeinschaften, haben sie ihre ureigenen Kulturen von Heilmitteln und Heilweisen in sich aufgesogen. Über die bildliche Durchdringung einer reichen heimischen Heilpflanzenwelt verweisen sie auf eine Heilerkultur, die Zehntausende von Jahren älter ist als die westliche. Mit der kontrastierenden Gegenüberstellung ihrer Kunstwerke und unserer Präparate ist die Anregung verbunden, in der Interpretation dessen, was den Menschen ausmacht und was ihm in seinen Gefährdungen nützlich ist und Abhilfe verschafft, die Sinne zu öffnen, um im wechselseitigen Austausch voneinander zu lernen.