Angelockt von der Schönheit des großen Moores und der reizvollen Lage Dachaus zog es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Freilichtmaler aus dem In- und Ausland in den altehrwürdigen Markt. In Dachau entstand die wichtigste süddeutsche Künstlerkolonie. Der rege gesellschaftliche und wirtschaftliche Austausch zwischen Bürgern und Kunstschaffenden trug zur Blüte des kulturellen Lebens bei und um die Jahrhundertwende, da "München leuchtete" (Thomas Mann, 1902), erstrahlte nördlich der Landeshauptstadt auch der Markt Dachau mit seiner Künstlerkolonie.
Die gemeinsame Ausstellung von Gemäldegalerie und Bezirksmuseum zeigt diese glanzvolle Zeit Dachaus, über die Ludwig Thoma in seinen "Erinnerungen" (1920) urteilte: "Am schönsten war es doch in Dachau!". Die Ausstellung rückt die Wechselwirkung von Künstlerleben hier und Bürgersinn dort in den Mittelpunkt und gibt zum ersten Mal einen Überblick über die große Vielfalt des Kulturschaffens an diesem Ort, das nicht auf die bildenden Künste beschränkt blieb, sondern auch Literatur und Musik einschloss.
Künstlerdomizile und Ateliers schossen wie Pilze aus dem Boden und Handwerker, Kaufleute und Hausbesitzer stellten sich auf den Bedarf der neu Zugezogenen ein. Bauern, Bürger und Künstler fanden Kontakt in formlosen Gesellschaften in den Wirtshäusern und in neu gegründeten Musik- und Kulturvereinen wurden gemeinsame Projekte realisiert. Mit den Malern kamen Schauspieler, Literaten und Publizisten. Bücher erschienen und Verlage wurden gegründet.
Die reiche bäuerliche Kultur des Dachauer Landes befruchtete das Kunsthandwerk und inspirierte Maler, Zeichner und Kunstgewerbler gleichermaßen. Ludwig Thoma verewigte die Mentalität der Einheimischen in seinen Romanen und setzte "seinen" Bauern ein literarisches Denkmal. Von Bürgern und Künstlern wie Hermann Stockmann, August Pfaltz und Hans von Hayek gingen Initiativen zum Naturschutz, zur Volkskultur- und Denkmalpflege aus.