05.02.2012 - 08.03.2012
Anna Franceschini arbeitet vor allem mit den Medien Film und Video. Die bewegten Bilder und unser Verhältnis zur filmischen Ausdrucksweise nutzt sie zur näheren Untersuchung spezifischer Orte, die ihr als Metaphern des Menschseins dienen. Ihre Filme und Videoinstallationen bestehen häufig aus einer langsamen und ausgedehnten Betrachtung von Objekten, Orten und Handlungen. Zwar bleibt die Kameraführung meist sehr statisch, doch wird gelegentlich eine beschränkte, sich kreisend wiederholende Bewegung zugelassen, als finde der Akt des Filmens in einer Endlosschleife statt. Für Franceschini sind die bewegten Bilder der Ort für eine stille, meditative Beobachtung der Wirklichkeit: Ein von menschlicher Anwesenheit fast vollständig befreiter Raum, in dem Zeit fassbar wird. Die Künstlerin bezeichnet ihr Werk als eine »melancholische Untersuchung« der menschlichen Existenz und erklärt ihr Bedürfnis »eine von Menschen geschaffene Welt« zu filmen, »doch ohne die Menschen, die ihren wahren Kern verdecken«.
»Nothing is more mysterious. A fact that is well explained« (dt. Nichts ist rätselhafter. Eine gut erklärte Tatsache) (2010) wurde im Pianola Museum in Amsterdam aufgenommen und ist das filmische Resultat einer Reihe strenger Regeln und Beschränkungen, die sich die Künstlerin während ihrer Filmarbeiten in den zwei Räumen, aus denen die kleine Institution besteht, selbst auferlegte. Zum größten Teil besteht diese Arbeit aus zwei Sequenzen von Standbildern, die eine kreisförmige Bewegung nachzeichnen: Details der Architektur und der Dekoration, Bilder und Figürchen folgen aufeinander in einer behutsam geführten Parade, aus der nach und nach eine Art stilles und unberechenbares Storyboard entsteht. In diesem Werk verschmelzt Anna Franceschini ihr Interesse am Wesen des Films als Medium mit der Tradition der niederländischen Malerei seit dem 16. Jahrhundert und führt damit zwei unterschiedliche Formen der Verknüpfung von Bild und Zeit, von Bewegung und Tod, zusammen.