Maryam Jafri arbeitet vorwiegend mit den Medien Video, Fotografie, Text und Performance. Ihre Arbeitsweise ist von einem recherchebasierten Ansatz geprägt, der häufig in raumgreifenden Video- und Fotoinstallationen mündet. Jafri verbindet in ihren Arbeiten spezifische Zeit- und Kulturräume miteinander. Dabei bedient sie sich unterschiedlicher Erzählformen und einer bewussten Fiktionalisierung dokumentarischen Archivmaterials. Ihre Werke bewegen sich zwischen Film und Theater, Fakt und Fiktion, historischer Vorlage und subjektiver Adaption. Ein wiederkehrendes Thema sind globale Produktionsbedingungen und Verwertungsstrategien, die sie anhand von realen Schauplätzen, Objekten oder Personen untersucht. Jafris künstlerischer Praxis gleicht mitunter einem beziehungsreichen Rollenspiel mit dem sie außergewöhnliche Szenarien an der Schnittstelle von Wirtschaft, Geschichte und Geografie nacherzählt.
Im Erdgeschoss des Bielefelder Kunstvereins wird Maryam Jafri mit »Global Slum« (2012) und »Avalon« (2011) zwei aktuelle Werke aus den letzten beiden Jahren zeigen. Daneben präsentiert die Künstlerin eine neue fotografische Serie, welche sie speziell für die Ausstellung im Bielefelder Kunstverein entwickelt hat. Diese dreiteilige Werkgruppe »Getty vs. Ghana«, »Getty vs. Ghana«, »Corbis vs. Mozambique«, »Getty vs. Kenya vs. Corbis« (alle 2012), knüpft an die aufgeworfenen Fragen der Verwertbarkeit und Jafris fortlaufendes Projekt »Independence Day 1936–1967« (seit 2009) an. Im Gegensatz zu dieser früheren Arbeit rückt die neue Werkserie jedoch den ökonomischen Wert der Fotografien in den Mittelpunkt und untersucht den kulturellen Wert einer nationalstaatlichen Entwicklungsgeschichte.
Maryam Jafri, geboren 1972 in Pakistan, lebt und arbeitet in Kopenhagen und New York. Zuletzt zeigten das Museet for Samtidskunst (Roskilde, Dänemark), der Ausstellungsraum Beirut (Kairo, Ägypten) und das CAAC Sevilla Einzelausstellungen (alle 2012) der Künstlerin. Darüber hinaus hat Jafri vielfach an internationalen Gruppenaus-stellungen u.a. im CCA Wattis (San Francisco, USA) und dem F / Stop Internationales Fotografiefestival (Leipzig) (beide 2012) teilgenommen. Zudem war sie im Jahr 2012 an der Manifesta 9 (Genk, Belgien), den Biennalen in Shanghai und Taipeh beteiligt. Nach der Ausstellung »Costume Party: Colony & Negative« (2006) im Neuen Berliner Kunstverein präsentiert der Bielefelder Kunstverein die Künstlerin zum zweiten Mal in Deutschland.