Wie kein anderer der antiken Götter fasziniert Dionysos bis heute. Es ist der Reiz der Grenzüberschreitung, das Unheimliche und Wilde im Dionysischen, dessen schöpferische Macht Friedrich Nietzsche der von Apollon repräsentierten Vernunft und Beherrschung gegenübergestellt hat.
Der Gott der Freude, des Rausches und der Fruchtbarkeit wird seit der Antike in einem Siegeszug, mit entfesseltem Gefolge von tanzenden Satyrn und Mänaden, gezeigt. Bei den Griechen und – unter dem Namen Bacchus – bei den Römern im religiösen Mysterienkult verehrt, steht er in der Kunst der Renaissance für den Triumph des Lebens. Die barocke Malerei macht ihn zum Symbol der Lebensfreude, er verkörpert das sinnliche Naturempfinden. Er und seine Braut Ariadne sind eines der am häufigsten gemalten Liebespaare. Bis ins 20. Jahrhundert äußert sich die Begeisterung der Künstler für die leidenschaftliche Welt des Weingottes in Selbstportraits als Bacchus oder Bacchantin. Die Ausstellung vergegenwärtigt in Werken von der Antike bis zur Gegenwart die lebenspralle, ausgelassene Sphäre des Dionysischen.