05.02.2011 - 15.05.2011
Gerhard Richters Gemälde der sechziger Jahre sind auf eine unerklärliche Weise beunruhigend. Sie zeigen den Moment eines Geschehens, das aber rätselhaft bleibt. Was wie ein zufälliger Schnappschuss wirkt, stammt oft aus sensationslüsternen Bildreportagen über Hochstapler, Giftmörder oder Schiffsunglücke. Richter griff auch die Wunschbilder der Zeit auf: Die Glücksversprechungen des Wirtschaftswunders spiegelten sich in der Werbung und in den Illustrierten: schnelle Autos, exotische Reiseziele, glamouröse Filmstars.
Für seine Arbeiten nach Photos isolierte Richter Motive aus den Bildstrecken von Magazinen wie Stern oder Quick und brachte sie ins große Format des Gemäldes. Aus den Magazinphotos, die in jener fernseh- und bildarmen Zeit eine enorme Wirkung hatten, schuf Richter seine Bilder einer Epoche. Wie Warhol und Lichtenstein zeigte er daneben banale Alltagsgegenstände. Er befreite die Malerei aus den tradierten Normen. Gerhard Richters Werk erscheint als Wiedergeburt der Malerei aus dem Geist von Pop Art und Fluxus. Es zielt darauf, dem Zeitspezifischen eine Erinnerungsdimension abzuverlangen.
Die von Uwe M. Schneede kuratierte Ausstellung versammelt 50 Leihgaben aus 25 deutschen und internationalen Sammlungen, darunter auch den Zyklus 18. Oktober 1977 aus dem Museum of Modern Art, New York, der an die traumatischen Ereignisse des Deutschen Herbstes erinnert.