06.05.2009 - 29.08.2009
Präsentiert wird eine Auswahl numismatischer Literatur des 18. Jahrhunderts aus Anlass des internationalen Kongresses Numismatik und Geldgeschichte im Zeitalter der Aufklärung, der vom 4. bis 9. Mai 2009 durch das Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die SLUB ausgerichtet wird.
Im Zeitalter der Aufklärung wird die Münzkunde als Teil der Geschichtswissenschaft hoch geschätzt. Die Münzwissenschaft ist in unserem Jahrhundert mit einem besonderen Eifer bearbeitet worden, und zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit gestiegen, wovon die Â… vielen Münzbücher zum sattsamen Beweis dienen können, notierte 1774 Matthäus H. Herold in seinem Buch über Münzvergnügen (Nürnberg 1774, S. IV.)
Die Begeisterung für die Antike und das Interesse an der Vielfalt der Münzen- und Medaillen der europäischen Höfe stehen im Vordergrund dieser Auswahlpräsentation. Die europäischen Regenten und Städte ließen ihre Münzsammlungen in repräsentativen Editionen veröffentlichen.
Die Ausstellung beginnt mit den Münzbelustigungen des sächsischen Numismatikers Johann David Köhler (1684-1755) und den Beschreibungen der Münzkabinette an sächsischen Residenzen durch Wilhelm Ernst Tentzel (1659-1707). Bedeutende europäische Münzkabinette befinden sind heute u.a. in Berlin, Dresden, Frankfurt am Main (Geldmuseum), Gotha, London (British Museum), München, Paris (Bibliothèque Nationale), St. Petersburg (Ermitage), Stockholm und Wien (Kunsthistorisches Museum).
Die Ausstellung zeigt exemplarische Drucke des 18. Jahrhunderts aus europäischen Metropolen Englands, Frankreichs, Italiens, der Niederlande und Österreichs. Die achtbändige Doctrina numorum veterum (1792-1798) des Wiener Archäologen Joseph Hilarius Eckhel (1737-1798), der vielen als der eigentliche Begründer der antiken Numismatik gilt, zeigt das Münzkabinett im Hausmannturm des Dresdner Schlosses.
In den 42.000 und 62.000 Bände umfassenden Privatbibliotheken der Grafen Bünau und Brühl aus dem 18. Jahrhundert befanden sich mehrere Hundert numismatische Werke, von denen einige hier erstmals gezeigt werden. Johann Joachim Winckelmann schuf während seiner Studien für den Grafen Bünau die Grundlagen für die vergleichende Kunstgeschichte und Archäologie, Christian Gottlob Heyne als Bibliothekssekretär des Grafen Brühl die Grundlagen für die wissenschaftliche klassische Philologie in Deutschland.
Standen seit der Renaissance die antiken Münzen im Mittelpunkt des Interesses, so wurden seit dem 17. Jahrhunderts immer mehr Bücher über mittelalterliche, neuzeitliche und zeitgenössische Münzen und Medaillen veröffentlicht. So publizierte Wilhelm Ernst Tentzel die Münz- und Medaillenprägungen der sächsischen Fürsten (Saxonia numismatica, 1705-1711), Graf Bünau selbst schrieb über Geschichte und Münzwesen in Deutschland.
Für Reisende seit dem 18. Jahrhundert war es selbstverständlich, öffentliche Bibliotheken, Galerien, Antikensammlungen, Münzkabinette und Kunstkammern zu besichtigen. In ihnen konnte die Welt studiert, Bildung erworben werden. Die Sammlung und Klassifizierung der gesammelten Überlieferung half auch das eigene Wissen zu ordnen.
Diese Ausstellung beginnt mit Münzbelustigungen, der gelehrten und unterhaltsamen Beschäftigung mit der Geschichte. Und sie endet mit der Würdigung des vergessenen Johann Gottfried Lipsius (1754-1820), der in Dresden fleißig die Bücher der Bibliothek, die Münzen des Kabinetts und die Antiken in der Galerie verzeichnete.
Die Bibliotheca numaria von Lipsius erfasste rund 5.000 Bücher. Der Initiator des Dresdner Numismatik-Kongresses, Christian Edmond Dekesel aus Gent, hat nach seinen Bibliographien numismatischer Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts nun in einer fünfbändigen Bibliographie etwa 10.000 Titel numismatischer Literatur des 18. Jahrhunderts ausführlich verzeichnet.
Christian Edmond Dekesel und seinem Vorgänger Lipsius ist diese Ausstellung in Dankbarkeit gewidmet.