Nach den erfolgreichen Kooperationen mit Künstler-Kuratorinnen und -Kuratoren der letzten Jahre konnte die Daimler Art Collection für ›Sound on the 4th Floor‹ Gerwald Rockenschaub als ›Visual Curator‹ gewinnen. Für sein installatives und visuelles Konzept hat er rund 50 Werke der Daimler Art Collection von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst ausgewählt, die musikalische Strukturen auf bildlicher Ebene suggerieren und mittels Sound, Komposition, Geräusch oder über visuelle Rhythmen realisieren. Ein Schwerpunkt unserer Ausstellung sind Aspekte von Immaterialität und die imaginative Sichtbarkeit von Klängen. Töne, Geräusche und Sounds sind in der Ausstellung nicht im Raum zu hören. Mit einem Audioguide können Sie die jeweilige Tonspur individuell an Triggerpoints abrufen. Besonders zu beachten sind die von Gerwald Rockenschaub exklusiv für diese Präsentation komponierten elektronischen Tracks.
Sound, Klang, Musik, Rhythmus sind allgegenwärtig in der Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Die Vertreterinnen und Vertreter von Bauhaus und Klassischer Moderne (Albers, Arp u.a.) konzipieren Bildserien entsprechend musikalischer Formprinzipien mit Thema und Variation („Die Musik verhält sich wie ein Taktgeber für die Form und Wirkung meiner Bilder“, Josef Albers) oder begleiten ihre bildnerischen Entwürfe mit Lautgedichten und instrumentalen Choreografien. In der Konkreten und konstruktiven Kunst (Fleischmann, Fruhtrunk, Graeser, Loewensberg u.a.) finden sich formale Inspirationen, die den musikalischen Variationen der Fuge, dem Konzept der Kontrapunktik oder den Akkordkombinationen des Jazz eine visuelle Übersetzung geben. Vergleichbare musikalische Referenzen finden sich in der Kunst des Neo Geo der 1980er-Jahre (Rockenschaub), während zeitgleich andere Künstler Ausschnitte musikalischer Partituren unmittelbar motivisch in ihre Bilder einbinden (Mields). In der multimedialen Kunst seit etwa 1990 ist musikalisches Material in vielfältiger Weise präsent: Collagen mit Audio-Kassetten-Tape (Hildebrandt), Videos auf der Basis von Soundelementen aus dem Alltag oder aber begleitet von Auftragskompositionen (von Fleury, Signer und Zobernig um 1990 bis Chan-Kyong, 2015), Skulpturen, die die Formen musikalischer Instrumente oder Orte von Sprache variieren (Boyce, Veilhan, Ulrichs, Roehr), schließlich computergenerierte Beats, Töne und Frequenzen, die visuelle Bildfolgen auditiv unterlegen oder rein abstrakt umsetzen und so die Imagination der Betrachtenden ansprechen.