21.11.2009 - 31.01.2010
In ihren Gemälden erfasst die in Dresden und München lebende junge Künstlerin Blicke auf weite Gleislandschaften, Wartende an Bahnsteigen und Menschenströme, die durch Bahnhofshallen eilen. Längst gehören diese Eindrücke zum kollektiven Gedächtnis einer mobilen Gesellschaft. Dennoch überrascht es, diese treffend beobachteten Situationen in der Form und Würde von Gemälden wiederzusehen. Auch die Ausschnitte der vorbeiziehenden Landschaften, wie man sie aus dem Fenster eines fahrenden Zuges erlebt, wecken Erinnerungen an eigene Reisen. Teilweise sind konkrete Orte und Bahnhöfe wiederzuerkennen. Oft aber sind jene allgemeinen Eindrücke festgehalten, die dem flüchtigen Blick sofort wieder entgleiten und sich dennoch zu einem spezifischen Stimmungsbild verdichten.
Die Gemälde werden so zu Projektionsflächen persönlicher Erinnerungen an lange Fahrten, Abschieds- und Ankunftsszenen, mit denen jene Bahnsituationen trotz ihrer scheinbaren Anonymität aufgeladen sind. Sie machen bewusst, dass Bahnfahren mehr ist als ein Ortswechsel: ein komplexes und dabei ganz typisches Erlebnis von Enge und Weite, Vertrautem und Fremdem, Eile und Warten, Raum, Licht und Wetterstimmungen.
Bei alldem wirken die Gemälde dennoch nie fotografisch. Sie überlagern mehrere Perspektiven und verdichten ihre Motive zu Gesamteindrücken. Tritt man näher heran, so löst sich das bereits erkannt Geglaubte wieder in grobe Spachtelstrukturen und Farbschlieren auf. Susanne Kiesewetter gelingt es, in dieser klassischen Maltechnik und Virtuosität eine eigene, zeitgenössische Bildsprache zu entwickeln.