17.06.2011 - 14.08.2011
Am 22. Juni 1941 - vor nunmehr 70 Jahren - begann unter dem Decknamen Unternehmen Barbarossa der Angriff der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten auf die Sowjetunion. Dieser Krieg unterschied sich in seinem Charakter grundsätzlich von den vorangegangenen Kriegen. Die deutsche Wehrmacht plante und führte ihn von Anfang an als Vernichtungskrieg und missachtete dabei völkerrechtliche Normen. Deutsche Kriegführung und Besatzungspolitik kostete 27 Millionen Sowjetbürgern das Leben, davon 14 Millionen Zivilisten. Kein anderes europäisches Land hat während des Zweiten Weltkriegs mehr Soldaten und Zivilisten verloren.
Aus diesem Grund hat sich der 22. Juni 1941 in das Gedächtnis von Russen, Weißrussen und Ukrainern tief eingebrannt. In Deutschland dagegen ist das Datum kaum bekannt – trotz der in den letzten Jahren verstärkt geführten Diskussion um die Verbrechen der Wehrmacht.
Die Ausstellung "Juni 1941 - Der tiefe Schnitt" wurde vom Deutsch-Russischen Museum Karlshorst vor 10 Jahren konzipiert und erstmals gezeigt. Dennoch hat sie nichts von ihrer Aktualität und Brisanz verloren. Sie stellt 24 Menschen vor, für die der 22. Juni 1941 auf sehr unterschiedliche Weise zur biografischen Zäsur wurde. Menschen wurden zu Tätern, Opfern und Zuschauern. Exemplarisch zeigt sich so die Bandbreite von Schicksalen auf sowjetischer wie auch auf deutscher Seite.
Die Generationen, die uns heute noch aus eigenem Erleben über die Ereignisse berichten können, sterben langsam aus. Die Betroffenen hat der Krieg vielfach bis an ihr Lebensende geprägt. So berichtete der Sohn eines der in der Ausstellung Portraitierten jüngst, dass sein Vater bis zu seinem Tod 2010 immer wieder seine traumatischen Kriegserlebnisse niedergeschrieben habe.
Auch 70 Jahre nach dem 22. Juni 1941 ist es wichtig, die Erinnerungen lebendig zu halten. Aus diesem Grunde zeigt das Museum Karlshorst die Ausstellung "Der tiefe Schnitt" ab Juni 2011 als Wanderausstellung in Deutschland, Russland, Belarus, der Ukraine und anderen europäischen Ländern. Dabei werden auch Möglichkeiten für pädagogische Projektarbeit eröffnet, u.a. in internationalen Kooperationen zwischen russischen und deutschen Jugendlichen.