Im Rahmen von „Painting Forever!“ präsentiert die Deutsche Bank KunstHalle vier Malerinnen unterschiedlicher Generationen: Jeanne Mammen, Antje Majewski, Katrin Plavčak und Giovanna Sarti.
Jeanne Mammen (1890–1976) ist vor allem für Illustrationen und sozialkritische Darstellungen des Berliner Nachtlebens der 1920er-Jahre im Stil der Neuen Sachlichkeit bekannt. Ihre Karriere wurde zweimal von Kriegen abrupt unterbrochen. Während des Nationalsozialismus arbeitete sie im Verborgenen und wendete sich einer von Expressionismus und Kubismus geprägten, als „entartet“ diffamierten Malweise zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie Draht und Stanniolpapier in ihre Gemälde einzuarbeiten und gelangte schließlich zu einer lyrischen Abstraktion. Bei den hier gezeigten Arbeiten aus unterschiedlichen Werkgruppen der 1950er- bis 1970er-Jahre handelt es sich um Materialcollagen und halb-abstrakte Kompositionen die von chiffrehaften Zeichen, Geistern, Marionetten und Masken bevölkert sind.
Diesem bisher weitgehend unbekannten Spätwerk werden aktuelle Arbeiten von drei in Berlin lebenden Malerinnen gegenübergestellt. So lassen sich trotz der Unterschiedlichkeiten sowohl formale als auch inhaltliche Bezüge herstellen. Die drei Künstlerinnen haben sich bewusst auf einen Dialog mit den Werken von Jeanne Mammen eingelassen und jeweils neue Arbeiten für die Ausstellung geschaffen, die neben ausgewählten bereits existierenden Gemälden gezeigt werden.
Antje Majewski (*1968) verfolgt in ihrer Malerei einen konzeptuellen und anthropologisch geprägten Ansatz. Ihre jüngsten Arbeiten beruhen auf Texten des Museumskurators Sebastian Cichocki. Das Museum in der Garage (2013) ist ein imaginäres Museum natürlicher und von Menschen geschaffener Dinge unterschiedlicher Herkunft und Bedeutung. Majewski klassifiziert die in Öl und Eitempera auf verschiedene Bildträger gemalten Motive in eigens geschaffene Kategorien. Gerade in der Mehrdeutigkeit der aus dem musealen Erklärungssystem herausgelösten Artefakte können bestehende Wert- und Bedeutungssysteme erkannt und untersucht werden.
Katrin Plavčaks (*1970) interdisziplinäre Praxis bedient sich unterschiedlicher Formate und Medien, doch stellt sie die Malerei in das Zentrum ihrer Überlegungen. Sie geht dabei von unterschiedlichen Realitäten, Bildräumen und Betrachterstandpunkten zwischen Repräsentation und abstrakter Form aus. Kunstgeschichte, Politik, Wissenschaft, Utopie, Science-Fiction oder das nächste Umfeld werden aus weiblicher Perspektive beobachtet und kommentiert. Dabei überträgt Plavčak aktuelle Themen gerne in den Bereich des Surrealen. Das Plavčak’sche Universum ist voller ausgefranster Kanten, hinter denen schwarze Materie hervorlugt.
Giovanna Sarti (*1967) arbeitet prozessual und kontra-kompositorisch in sich langsam überlagernden Schichten, wobei sie die Eigenschaften von Bindemitteln und farbigen, metallischen Pigmenten und Glitter nutzt. Schwere und leichte Malmittel, unterschiedlich dicht aufgetragen, gehen auf der Leinwand chemische Verbindungen ein, die nicht immer unmittelbar steuerbar sind und auch nach dem Malen sich weiter fortsetzen können. Malen ist für Sarti eine kontemplative Suche nach dem Universellen durch das mikroskopisch Kleine. Der malerische Prozess lässt sich beim fertigen Gemälde an der organischen Struktur erschließen.
Aus Anlass der Art Week 2013 kooperieren vier Berliner Institutionen für zeitgenössische Kunst: die Berlinische Galerie, die Deutsche Bank KunstHalle, die KW Institute for Contemporary Art und die Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin. Sie widmen sich dem Thema „Malerei“ und treten erstmals in diesem Rahmen konzertiert auf.