26.02.2011 - 15.05.2011
Im Rahmen der Ausstellungsreihe "LEIPZIG. FOTOGRAFIE seit 1839" zeigt das Kamera- und Fotomuseum Leipzig
Werke von Johannes Mühler (1876 - 1952), der in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts als Fotograf in Leipzig tätig war.
Ausgehend von den künstlerischen Idealen des Piktorialismus, der gestalterische Mittel der Malerei auf die Fotografie überträgt, zählte Mühler zunächst zu den zeittypischen Vertretern einer poetischen Landschaftsfotografie. Unter dem Einfluß des Neuen Sehens der 1920er Jahren bildete er ein unverwechselbares eigenes ästhetisches Vokabular heraus, das malerische Bildwirkung und fotografische Präzision, die als Antipoden galten, miteinander versöhnt. Entscheidend dabei war, dass Mühler die Fotografie nicht ausschließlich aus ästhetischem Interesse betrieb, sondern gleichfalls sozialen Aspekten seine Aufmerksamkeit widmete. Insofern war er bereits den Vertretern des neuen fotografischen Realismus verwandt, die einen unbefangenen Blick auf die Wirklichkeit einforderten.
Bekanntheit errang er durch Fotobände wie "Das schöne Sachsen", seine Mappenwerke über Burgen und Schlösser und seine vielen Postkarten und Heimatkalender. Die Leidenschaft des Künstlers und der unbestechliche Blick des Beobachters sind die Merkmale, die Mühlers Fotografien Glanz und Eindringlichkeit verleihen, wodurch sie wie eine Insel aus dem Meer der Bilderflut des 20. Jahrhunderts hervorragen, die es lohnend ist, angesteuert zu werden. Johannes Mühler gehört zu jenen Fotografen, die zu Unrecht der Vergessenheit anheim gefallen sind. Von Leipzig aus hat er eine Generation lang das Erscheinungsbild illustrierter Zeitschriften in Deutschland mitgeprägt und dabei ein umfängliches Werk hinterlassen, dem erneute Beachtung gebührt.