03.11.2007 - 17.02.2008
Im Zusammenhang der Umwertung aller Werte nach dem 1. Weltkrieg gewann die Freilichtaktfotografie an Bedeutung, denn auch die Frage nach dem Verhältnis zum Körper wurde nach den Erfahrungen der negativen Auswirkungen der Industrialisierung und Verstädterung neu gestellt. Zahlreiche Fotografen reagierten auf die verschiedenen Reformbewegungen der Zeit und verließen ihr Studio, um Gymnastik-, Sport- und FKK-Anhängern ins Freie zu folgen.
Neben Gerhard Riebicke oder Lotte Herrlich gehörte Kurt Reichert zu den typischen Vertretern dieses neuen Genres. Er fotografierte Männer und Frauen "schön und rein" bei Sport und Spiel am Ostseestrand.
Die ausgestellten Fotografien entstanden im Jahre 1935 und propagieren das Ideal der Nacktheit und des körperlichen Trainings in Licht und Sonne zur Stärkung von Körper und Geist. Tragischerweise wurde diesen modernen Ideen von Freiheit und Freizügigkeit sehr bald die nationalsozialistische Propaganda von Volksgesundheit und Wehrertüchtigung übergestülpt. Deshalb sieht der heutige Betrachter diese Freilichtaktfotografien nicht unvoreingenommen, sondern erahnt den militaristischen Geist, der immer stärker sämtliche gesellschaftlichen Bereiche jener Epoche zu beherrschen begann.