Die sogenannte Gottbegnadetenliste wurde im August 1944 von Adolf Hitler und Joseph Goebbels zusammengestellt: 1.041 „Künstler im Kriegseinsatz“, unter ihnen 104 Bildhauer und Maler, galten als „unabkömmlich“ und blieben vom Fronteinsatz verschont. Bis auf wenige Ausnahmen lebten und arbeiteten hochrangige Künstler des Nationalsozialismus wie Arno Breker, Hermann Kaspar, Willy Meller, Werner Peiner, Richard Scheibe und Adolf Wamper auch nach 1945 in der Bundesrepublik. Sie übernahmen Lehrtätigkeiten, beteiligten sich an Preisverleihungen und Wettbewerben, erhielten Aufträge aus Politik und Wirtschaft und produzierten vielfach Kunst im öffentlichen Raum. Ihre Gestaltungen von Denkmälern, Brunnen, Standbildern auf Plätzen, Fassaden und Foyers prägten und prägen das Gesicht prominenter Orte in westdeutschen Städten.
Die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums nimmt nun erstmals die Nachkriegskarrieren sogenannter gottbegnadeter bildender Künstler, deren Rezeption und die damit verbundene Kontinuität einer ungebrochen antimodernen Kunstauffassung in den Blick. Begleitend zur Ausstellung „Die politische Geschichte der documenta“ (AT) konterkariert sie das Bild des radikalen ästhetischen Neuanfangs, das seit ihrer Premiere 1955 mit der Großausstellung verbunden wird.