19.02.2010 - 13.06.2010
Seit einigen Jahrzehnten hat bildende Kunst – und zumal moderne Kunst – eine erstaunliche Karriere als Statussymbol in Wirtschaft und Politik erlebt. Kaum ein Unternehmer und Spitzenmanager lässt sich nicht gerne zusammen mit einem Gemälde oder einer Skulptur fotografieren, und auch viele Politiker präsentieren sich als Freunde moderner Kunst. Dass dieses Phänomen in der Bundesrepublik besonders weit verbreitet ist, hat auch mit der jüngeren deutschen Geschichte zu tun: Nach dem Nationalsozialismus waren viele politische Symbole – bis hin zur Flagge – belastet; Ersatzsymbole mussten gesucht werden. Werke der bildenden Kunst, vornehmlich aus der Abstraktion boten sich hierfür an. Ihnen kam die Autorität zu, Macht nicht nur signalisieren, sondern auch erfahrbar machen und steigern zu können.
Was bereits in den 1950er Jahren begann, wurde aber erst ab den 1980er Jahren dominant, als die Wirtschaft in großem Stil die Kunst für sich entdeckte und als zahlreiche Unternehmen sogar eigene Kunstsammlungen anlegten. Waren es zuerst primär die Werte der Avantgarde, mit denen sich identifizierte, wer zukunftsorientiert, risikofreudig, innovativ und entscheidungsfeudig wirken, seiner Umwelt aber auch überlegen erscheinen wollte, sind seit einigen Jahren ebenso Umgangsformen mit der Kunst zu beobachten, die an die Zeit der großen Höfe erinnern. Etliche Künstler tragen mittlerweile zum Glamour und zur Prominenz eines neuen Adels aus Stars, Reichen und Mächtigen bei; ihre Werke verheißen Event und exklusiven Lifestyle. Kunst ist dadurch zu einem der stärksten Statussymbole der Gegenwart avanciert: Sie stellt keine Opposition zu den herrschenden Verhältnissen mehr dar, sondern repräsentiert die Sieger der Gesellschaft.
Die Ausstellung findet im Untergeschoss des Pei-Baus auf rund 1000 m2 Ausstellungsfläche statt. Neben zahlreichen Fotografien, die Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik zusammen mit Kunst zeigen, werden auch etliche originale Werke zu sehen sein, die bei der Inszenierung von Macht eine Rolle spiel(t)en. Ferner werden eigens für die Ausstellung erstellte Kurzfilme Einblick in die Präsentation von Kunst in Unternehmen geben. Interviews mit Schlüsselfiguren des Kunstbetriebs bieten ergänzend wichtige Hintergrundinformationen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog von rund 200 Seiten Umfang, der nicht nur sämtliche Exponate in ihrer kunstsoziologischen Bedeutung erläutert, sondern zudem einige Essays sowie Interviews enthält und so den historisch-systematischen Zusammenhang des Themas umfassend analysiert.