"Assassinato il piu alto magistrato tedesco" - "Four die in kidnap of German industrialist" - "L Allemagne encore sous le choc de l’assassinat de Schleyer": Die Anschläge der Roten Armee Fraktion machten weltweit Schlagzeilen. Sie forderten Staat und Gesellschaft heraus. Der Umgang von Bürgern und Politikern mit der terroristischen Gewalt steht im Mittelpunkt der Ausstellung, die vom 21. November 2014 bis 8. März 2015 im Deutschen Historischen Museum gezeigt wird.
Wie begründete die RAF die Attentate? Welche Folgen hatten die Gewalttaten für die Angehörigen der 34 Opfer und die Menschen, die einen Mordversuch überlebten?
Für die Präsentation im Deutschen Historischen Museum wurde die Konzeption der ursprünglich unter dem Titel "RAF - Terror im Südwesten" gezeigten Ausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg um wichtige Themenaspekte erweitert. Noch nie veröffentlichte Filmausschnitte, Fotografien und zeitgenössische Flugschriften veranschaulichen Szenen der Gewalt, die von 1967 bis 1970 zur Radikalisierung der studentischen Protestbewegung in West-Berlin beitrugen. Die Erschießung von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und der Mordanschlag auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 waren für viele Menschen ein Wendepunkt. Eine Minderheit entschied sich für den bewaffneten Kampf. Mit der gewaltsamen Befreiung von Andreas Baader am 14. Mai 1970 in Berlin nahm die Geschichte der RAF ihren Anfang.
Die Anschläge konzentrierten sich in den 1970er Jahren auf den Südwesten Deutschlands. Im Visier der Roten Armee Fraktion: die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe und das Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg. Auf die Morde reagierte der Staat mit den größten Fahndungsaktionen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Eskalation im "Deutschen Herbst" 1977 erzeugte Angst und ein Gefühl der Ohnmacht. Viele Bürger riefen nach der Todesstrafe für Terroristen. Wie lässt sich terroristische Gewalt bekämpfen, ohne den demokratischen Rechtsstaat dabei aufs Spiel zu setzen? Diese Frage ist weiterhin aktuell. Briefe, Ton- und Filmdokumente vermitteln, wie sich Bürger und Politiker für das Ende der Gewalt engagierten und zugleich eine demokratische Streitkultur forderten. "Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte", erklärte die Rote Armee Fraktion bei ihrer Auflösung im April 1998. Die Ausstellung zeigt, dass die Auseinandersetzung mit den Gewaltverbrechen indes noch nicht zu Ende ist.