Eine Schule des Sehens, das soll mit dieser Ausstellung angeregt werden. Viele Objekte in der Schausammlung des Klingenmuseums sind klein, oft detailreich verziert, mit figürlichen Darstellungen und Inschriften versehen. Aber häufig sind sie nicht gut zu betrachten. Sie befinden sich eng beieinander in der Vitrine, die Rückseite ist nicht sichtbar, die Ausleuchtung ist manchmal unbefriedigend.
So geht man wohlgefällig nickend, aber oberflächlich betrachtend an den Preziosen vorüber, ohne sich wirklich optisch und inhaltlich auf den Kunstgegenstand einlassen zu können. Feinheiten entdeckt man nicht, und die ikonografischen Zusammenhänge sind schwer zu verstehen, weil wir die rätselhaften Szenarien der antiken Mythologie, der biblischen Geschichte, der Allegorien und Symbole nicht deuten können.
Wir nehmen den 60. Geburtstag des Deutschen Klingenmuseums zum Anlass, einmal genauer hinzuschauen. Einige ausgewählte Kunstwerke werden – vorübergehend – aus ihrem gewohnten Zusammenhang herausgenommen und „aus der Nähe betrachtet“. Jedes Stück wird in einer einzelnen Vitrine präsentiert, jeweils ein Detail wird sozusagen „monumental“ vergrößert. Die Wirkung ist verblüffend und führt dazu, dass der Betrachter mehr wissen möchte. Was ist das für ein Gegenstand, was zeigt er, wofür steht er, aus welchem Material und in welcher Technik wurde er gefertigt? Die Ausstellung beantwortet diese Fragen.
Sie zeigt, führt den Blick, verhilft der Kunst zu ihrem Effekt, erzählt und erklärt.