14.07.2011 - 26.02.2012
Henna, Holunderbeeren oder Halbedelsteine - Naturfarben, bestehend aus pflanzlichen Substanzen oder Pigmenten, sind zwar sehr schön, haben aber den Nachteil, teuer und oft nicht ausreichend verfügbar zu sein. Im 19. Jahrhundert traten daher neue, organische Farbstoffe und Pigmente auf den Markt, die Naturfarben imitieren und in großen Mengen industriell hergestellt werden können. Eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung spielte dabei die Universität Bonn und einer ihrer herausragenden Wissenschaftler: Friedrich August Kekulé von Stradonitz (1829-1896).
Nach Bonn kam Kekulé 1867 als Professor für Organische Chemie. Innerhalb kürzester Zeit machte er das gerade neu gebaute, prächtig ausgestattete Institut zu einem der renommiertesten Adressen weltweit. Kekulés Arbeitsgebiet war die Kohlenstoff-Chemie, vor allem die Anordnung von Atomen im Benzol, einer aus Steinkohlenteer gewonnenen, klaren Flüssigkeit. 1861 erschien ihm im Traum, so berichtete er es zumindest 1890, das alchemistische Symbol der Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Fortan beschrieb er den Aufbau des Benzols als Ring aus sechs Kohlenstoffatomen. 1872 ergänzte er das Modell um alternierende Einfach- und Doppelbindungen. Solche ringförmigen Moleküle bilden die Grundlage vieler organischer Farbstoffe, wobei die Doppelbindungen das Absorptionsverhalten von Licht und damit letztlich die Farbe bestimmen. Diese bahnbrechende Erkenntnis ermöglichte die Synthese einer vieltausendfachen Anzahl von Farben und führte zum Aufschwung der deutschen Farbstoffindustrie.
Die Ausstellung im Deutschen Museum Bonn zeichnet den Weg der Erkenntnis nach und spannt den Bogen von der Bonner Chemie damals bis in die heutige Zeit. Sie bildet den Ausgangspunkt für ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Workshops für SchülerInnen, Vorträgen, Diskussionen und Stadtführungen auf den Spuren des Bonner Professors, der fast 30 Jahre in Bonn lebte und hier starb.