16.10.2009 - 28.02.2010
Zahlreiche Exponate und beeindruckende Inszenierungen, zum Teil mit lebensgroßen Tierpräparaten, vermitteln anschaulich den Alltag der Grubenpferde.
Mehr als einhundert Jahre lang gehörten Grubenpferde zum Arbeitsalltag im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets. 1853 wurden auf zwei Essener Zechen erstmals Pferde eingesetzt, um die Arbeit der Schlepper unter Tage zu übernehmen. 1910 erreichte der Pferdeeinsatz im Untertagebetrieb des Ruhrbergbaus mit über 8.000 Tieren seinen Höhepunkt.
Heute erregt das Grubenpferd, das niemals das Tageslicht sah, vor allem Mitleid. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts gab es keine moralisierenden Diskussionen um ihren Einsatz. Wirtschaftliche und zweckrationale Überlegungen gaben den Ausschlag: Pferde erleichterten den Menschen durch ihre Zugkraft nicht nur die Arbeit, sondern steigerten auch die Produktivität des durch die Industrialisierung aufstrebenden Bergbaus. Ein Bergmann konnte als Schlepper nur eine Lore bewegen, dagegen konnte ein Pferd acht bis zehn Loren ziehen.
Grubenpferde gehörten in der Regel nicht den Zechen, sondern Pferdeverleihfirmen, die auch das Futter, Geschirr, Decken und weiteres Zubehör lieferten. Die Tiere kamen mit dem Förderkorb unter Tage. Wie lange die Pferde dort blieben, war sehr unterschiedlich. Auf kleineren Stollen bereitete es kein Problem, die Pferde täglich auf die Weide zurückzuführen. Doch bei großen Schachtanlagen blieben die Pferde monatelang oder auch jahrelang unter Tage.
Im Stall unter Tage erholte sich das Tier von den Strapazen der Schicht, wurde gepflegt und in regelmäßigen Abständen vom Tierarzt und Hufschmied versorgt.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Grubenpferde beschäftigten den internationalen Tierschutz erst in den 1930er Jahren.
Nach dem ersten Weltkrieg verdrängten zunehmend Seilbahnen und Züge die Grubenpferde aus den Bergwerken. Vor über 40 Jahren, am 22. Juni 1966, beendete „Tobias“, das letzte Grubenpferd des Ruhrgebiets, seine letzte Schicht auf der Zeche General Blumenthal in Recklinghausen. Er mochte gerne Butterbrote und gepellte Apfelsinen und war ein echter Kumpel. Tobias arbeitete zwölf Jahre als Schlepper auf der Zeche.
Zwischen Bergmann und Pferd entwickelte sich häufig eine enge Beziehung. Zahlreiche Zeitzeugenberichte, die in der Ausstellung zu lesen sind, berichten von „dem Kumpel auf vier Beinen“.
Das umfangreiche Begleitprogramm mit Führungen durch die Sonderausstellung, Vorträgen sowie einem museumspädagogischen Programm laden zum Vertiefen in das Thema.