Mit unvergleichlicher Radikalität stellte die Schauspielerin Gisela Stein (1934-2009) ihr Leben in den Dienst des Theaters.
Nach ihren Anfängen in Koblenz, Krefeld-Mönchengladbach und Essen spielte sie von 1960 bis 1979 an den Staatlichen Schauspielbühnen in Berlin. Hier entwickelte sich die außergewöhnlich Begabte, die als Gast auch auf den Bühnen in Hamburg, Zürich und Stuttgart zu sehen war, schon bald zu einer der herausragenden Theaterschauspielerinnen ihrer Zeit. 1980 wechselte sie an die Münchner Kammerspiele, wo sie mit dem Regisseur und späteren Intendanten Dieter Dorn und den Mitgliedern seines legendären Ensembles – etwa Helmut Griem, Rolf Boysen, Peter Lühr, Thomas Holtzmann und Cornelia Froboess – eine unvergleichliche Arbeitssymbiose verband.
2001 folgte sie Dieter Dorn für weitere sechs Jahre an das Bayerische Staatsschauspiel.
Mit größtem Überlebenswillen, äußerster Disziplin und ihrer unverletzt gebliebenen großen Liebe zum Theater schaffte die Fünfzigjährige das Unvorstellbare: nach einem schweren Autounfall im August 1983, der ihren Körper beinah vollends zerstörte und gegen dessen Folgen sie zeitlebens zu kämpfen hatte, kehrte sie ein Jahr später zur Bühne zurück. Ob als Iphigenie, Hekabe, Penelope oder als Darstellerin in modernen Stücken:
Mit dem Wort als „Initiator“ für Bilder, Gefühle und Assoziationen brachte die Schauspielerin auf der Grundlage intensivster Durchdringung der Texte immer wieder neue verborgene Bedeutungsebenen einer Rolle und eines Stücks zur Anschauung. Die Ausstellung erinnert mit einer Vielzahl von Fotos, Kostümen und filmischen Inszenierungsausschnitten an diese große, als besonders öffentlichkeitsscheu geltende Menschendarstellerin.
Eine behutsame Auswahl von Korrespondenzen, Tagebucheintragungen, Fotos und Arbeitsdokumenten aus ihrem im Deutschen Theatermuseum verwahrten Nachlass skizziert das Porträt einer Künstlerin, die mit ihrer Lebensarbeit zum Inbegriff des Schauspielerberufs wurde.