15.10.2008 - 11.01.2009
Nach Düsseldorf, Frankfurt am Main und Berlin ist das Deutsche Theatermuseum in München die letzte Station dieser vielbeachteten Karl Valentin-Ausstellung. Zahlreiche Original-Objekte aus dem Nachlass des Künstlers, der in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln verwahrt wird, sind in dieser Ausstellung zu sehen, für jeden Karl Valentin-Liebhaber eine besondere Gelegenheit.
Als höchst vielseitiger Medienkünstler wird Valentin hier focussiert und so in einer Bandbreite dargestellt, die sich jenseits von jeglicher Verengung langläufiger Sehweise als skurriler Komiker bewegt. Das Multitalent Valentin, der seine hagere Gestalt zur Kunstfigur machte, war zu Lebzeiten ein einzigartiges Phänomen, das sich in keine Schublade stecken ließ. Karl Valentin, der 1948 starb, hinterließ ein umfangreiches Werk. Sein Repertoire zählt über 400 Titel: Monologe, Dialoge, Soloszenen, Einakter und zwei abendfüllende Bühnenstücke. Über 30 Valentin-Filme sind erhalten, ein Dutzend Titel ist bis heute verschollen.
Karl Valentins genreübergreifende, innovative Kreativität wurde schon von zeitgenössischen Theatermachern wie Bertolt Brecht und Erich Engel geschätzt, was auch zur Zusammenarbeit für den Film Mysterien eines Frisiersalons führte. Seine groteske Bühnen-, Film- und Sprachwelt, sein experimentelles, komisches Spiel mit Medieneffekten wird mit über 300 Exponaten illustriert. Zu sehen sind Fotos, Original-Handschriften, Typoskripte, Briefe, Zeichnungen, Plakate, Lichtbilder, Schallplatten und Filme. In einem kleinen Kinoraum werden Szenen einiger seiner schönsten Filme gezeigt. Die Ausstellung, die in einer Kooperation des Deutschen Filmmuseums mit dem Filmmuseum Düsseldorf entstanden ist, präsentiert Valentin als Künstler zwischen optischen und akustischen Medien, als Filmpionier an der Schwelle zur medientechnischen Moderne.
Karl Valentin, der sich bereits 1912 in München ein Filmstudio eingerichtet hatte, unternahm früh medienübergreifende Experimente. So inszenierte er Vorführungen zu Stummfilmen, die er mit Toneffekten auf der Bühne untermalte oder Bühnenauftritte, für die er Filmprojektionen als Hintergrund verwendete oder Geräusche aus dem Off einspielte. An der Wende vom Stumm- zum Tonfilm erfand Valentin als Live-Geräusch-Performance hinter der Leinwand eines Münchener Kinos seinen ersten deutschen Tonfilm In der Schreinerwerkstätte. Er parodierte die Wochenschau und in der Fremdenrundfahrt den touristischen Blick auf München. Dieses intermediale, "moderne Lichtspiel mit Film, Glaslichtbildern und Lautsprecher" von 1929 ist in der Ausstellung wieder zu sehen.