Das Porträt gehört auch in der aktuellen Kunst – und hier vor allem in der Fotografie – zu den wichtigen und sich immer wieder neu formulierenden bildnerischen Inhalten. Unter dem übergreifenden Titel Mit anderen Augen. Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie zeigen die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln und das Kunstmuseum Bonn parallel stattfindende Gruppenausstellungen zu diesem immer wieder aktuellen Thema. Die Kooperation ermöglicht nun in Deutschland erstmals einen umfangreichen Überblick über die zeitgenössische Porträtfotografie im 21. Jahrhundert. Sich der Vielschichtigkeit, der Geschichte und Aktualität des Themas anzunähern, ist das Anliegen der Ausstellungskooperation zwischen den beiden Institutionen.
Vorgestellt werden in beiden Ausstellungshäusern zahlreiche künstlerische Konzepte, die das Genre aus vielen Perspektiven beleuchten. Fotografische Einzelbilder, Sequenzen, Rauminstallationen und filmische Arbeiten zeigen den Menschen in unterschiedlichen Lebensräumen, befassen sich mit seiner Präsenz im fotografischen Bild und mit der Bedeutung des Porträts in individualisierender, typisierender, kultureller und auch abstrahierender Hinsicht. Traditionelle Bildformen sowie innovative Ansätze greifen ineinander und verdeutlichen den Facettenreichtum des Themas.
Mit großer Freiheit greifen die in der Ausstellung vorgestellten Künstlerinnen und Künstler innerhalb ihrer Bildkonzepte auf die zur Verfügung stehenden medialen Mittel zurück und entfalten so einen eigenen Kosmos. Die ästhetischen Ansätze reichen vom Dokumentarischen bis zur Inszenierung, von der Neuformulierung ikonografischer Bildtraditionen bis hin zur künstlerischen Beschäftigung mit Aspekten der Amateurfotografie oder der Abstraktion als formale Reflexion des Themas. Sowohl das Individualbildnis wie das Porträt in seiner Reproduzierbarkeit und seinem Verfremdungspotenzial kommen nebeneinander zur Wirkung. Über das rein Künstlerische hinaus – denkt man etwa an Social Media – wird das eigene Bild und das des Anderen sogar zum Ausgangspunkt alltäglicher bildnerischer Kommunikation. Ablesbar wird zudem der Wandel, den die Fotografie in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat, sei es mit Blick auf die analoge und digitale Technik, sei es mit Blick auf die breitere künstlerische Akzeptanz.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln konzentriert sich auf serielle Porträtarbeiten, die einem künstlerisch-dokumentarischen Ansatz folgen. Dies knüpft an die programmatische Ausrichtung der Institution an, in der das August Sander Archiv und damit eine zentrale Position der dokumentarisch aufgefassten Porträtfotografie einen wesentlichen Platz einnimmt.