18.07.2010 - 15.08.2010
Die Komplementärfarben Rot und Grün treffen aufeinander. Die beiden Farb-flächen sind deutlich getrennt und doch korresponieren sie grenzüberschreitend miteinander. Unten liegende Farbschich-ten lassen ahnen, dass es eine gemein-same Grundlage gibt und erst in weiter oben liegenden Farbbahnen die Unter-gliederung in zwei Teile vollzogen wird. Während die grüne Seite im Dialog mit der immer wieder aufscheinenden roten Farbe in einen dynamisch die Senkrechte betonenden Bewegungsfluss gerät, sorgen leicht angedeutete horizontale Akzente auf der roten Bildfläche für eine ruhige, dichte Farbpräsenz.
Oliver Christmann fügt Schritt für Schritt Farbschichten auf die Leinwand, schabt den noch frischen Farbauftrag partiell wieder ab, darunter liegende Schichten werden bloßgelegt und ver-mischen sich mit der neu aufgetra-genen Farbe. Wichtig für diesen, die überlagernden Farbbahnen sichtbar lassenden Arbeitsverlauf ist, dass Farbe in ihrer Substanz haptisch und körperhaft erlebbar bleibt, zum einen bei der Entstehung des Bildes, d.h. beim Auftragen der Farbmasse, zum anderen auf der Bildfläche der fertigen Arbeit durch leichte Grate und Wülste an den Rändern der Farbfläche.
Grundlegend für Oliver Christmanns Werk ist auch die intensive Beobach-tung und emotionale Reaktion des Betrachters. Dieser soll den Eigenwert der Farbe bewusst sehen, Farbe als schön empfinden, ihren Farbklang hören und ihre explosiven Energien spüren. Assoziationen, Gefühle, Gedanken und Ideen, die von Farbein-drücken hervorgerufen werden, stellen sich spontan beim Betrachten ein und beruhen auf einer Ähnlichkeit zu Dingen der sichtbaren Wirklichkeit sowie auf subjektiven Erfahrunen, Landschaftserinnerungen und Seh-erlebnissen.